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Halloween: Sicher feiern mit Diabetes – Tipps für kleine Geister und ihre Familien

Kinder die an Halloween Süßes oder Saures Spielen

Halloween: Sicher feiern mit Diabetes – Tipps für kleine Geister und ihre Familien

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mgo medizin

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Erschienen in: diabetes heute

Halloween ist für viele Kinder ein Highlight im Jahr – doch für Familien mit einem Kind mit Typ-1-Diabetes bringt das Fest auch Unsicherheiten mit sich. Rund 37.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland leben mit dieser chronischen Erkrankung. Wie kann Halloween trotzdem unbeschwert gefeiert werden? Der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) gibt praktische Empfehlungen, damit alle Kinder – mit und ohne Diabetes – sicher und mit Spaß „Süßes oder Saures“ rufen können.

1. Planung ist alles: Kinder einbeziehen

Die richtige Vorbereitung ist entscheidend. „Wenn Kinder von Anfang an in die Planung einbezogen werden, lernen sie Verantwortung für ihr Diabetesmanagement zu übernehmen“, betont Theresia Schoppe, stellvertretende VDBD-Vorsitzende. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern besprechen, wie mit Süßigkeiten umgegangen wird und den Abend vorausschauend planen.


2. Insulin-Management anpassen

  • AID-Systeme: Bewegungs- oder Sportmodus aktivieren, um den Zielwert etwas höher zu setzen und Unterzuckerungen vorzubeugen.
  • Insulin-Pen: Die Dosis des Langzeitinsulins für die Nacht um 10–20 % reduzieren, um das Risiko nächtlicher Hypoglykämien zu senken.

3. Naschen mit Plan

Ständiges Naschen („Grazing“) lässt den Blutzucker stark schwanken. Besser: kleine Portionen gezielt genießen! Snacks mit mehr Fett und Eiweiß (Schokolade, Kekse, Chips) lassen den Blutzucker langsamer steigen als reine Zuckerprodukte wie Fruchtgummis – letztere sind ideal für den Notfall bei Unterzuckerung.


4. Nach dem Feiern: Kontrollieren und sortieren

Nach der Halloween-Runde sollten Blutzuckerwerte gemessen und ggf. korrigiert werden. Die Süßigkeiten können in Notfallvorrat und Genussportionen sortiert werden.


5. Alternativen für Zuhause

Nicht jedes Kind möchte an der Haustürrunde teilnehmen. Eine „candy-free“-Party mit gesunden Snacks, kleinen Geschenken und Spielen ist eine schöne Alternative und fördert das Gemeinschaftsgefühl.


6. Emotionen einplanen

Auch Aufregung und Adrenalin erhöhen den Blutzucker. Ein leicht erhöhter Wert ist daher an diesem Tag kein Grund zur Sorge.

Halloween-Tipps für Kinder mit Diabetes

Vorbereitung:

  • Mit dem Kind besprechen, wie mit Süßigkeiten umgegangen wird
  • AID-System: Bewegungs- oder Sportmodus aktivieren, auch über Nacht beibehalten
  • Blutzucker regelmäßig prüfen – auch nach dem Feiern

Am Halloween-Abend:

  • Kein Dauer-Snacken zwischen den Türen
  • Besser: Schokolade oder Chips – sie lassen den Blutzucker langsamer steigen
  • Fruchtgummis & Co. für Unterzuckerungen aufheben

Nach dem Feiern:

  • Blutzucker messen und ggf. korrigieren
  • Süßigkeiten sortieren: Notfallvorrat (z. B. Gummibärchen) und Genussportionen (z. B. Schokolade)
  • Eigene Party? Gesunde Snacks und kleine Geschenke einplanen
  • Insulin-Pen: Langzeitinsulin abends um 10–20 % reduzieren

Exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI): Die unterschätzte Gefahr bei Diabetes – besonders relevant an Festtagen

Viele Menschen mit Diabetes – insbesondere Typ 1 und Typ 3c – leiden zusätzlich unter einem Mangel an Verdauungsenzymen, der sogenannten exokrinen Pankreasinsuffizienz (EPI). Studien zeigen, dass etwa die Hälfte aller Menschen mit Typ-1-Diabetes und bis zu 83 % der Typ-3c-Diabetiker von einer EPI betroffen sind. Die EPI bleibt oft lange unerkannt, da ihre Symptome wie Durchfälle, Blähungen, Bauchschmerzen oder unregelmäßiger Stuhlgang häufig anderen Ursachen zugeschrieben werden.

Warum ist EPI für Diabetiker besonders relevant?
Bei EPI wird die Nahrung nicht vollständig verdaut, wodurch weniger Zucker aus den Mahlzeiten freigesetzt wird als erwartet. Das kann dazu führen, dass blutzuckersenkende Medikamente wie Insulin überdosiert werden – mit dem Risiko einer Unterzuckerung, gerade nach dem Naschen an Halloween. Besonders gefährlich: Die Symptome treten häufig nach fettreichen Mahlzeiten oder Snacks auf, wie sie zu Halloween beliebt sind.

Warnsignale für EPI bei Diabetes:

  • Häufige Blutzuckerschwankungen (brittle diabetes)
  • Hoher Insulinbedarf
  • Gewichtsverlust, hageres Erscheinungsbild
  • Durchfälle, Fettstühle, Blähungen, Bauchschmerzen nach dem Essen
  • Stuhl mit heller Farbe, fettig und klebrig

Diagnose und Therapie:
Ein einfacher Stuhltest auf das Enzym Pankreas-Elastase 1 kann eine EPI nachweisen (Wert < 200 µg/g Stuhl). Die Behandlung erfolgt durch die Einnahme von Verdauungsenzymen zu jeder Mahlzeit, um die Verdauung und die Zuckerfreisetzung zu normalisieren. Die Dosis sollte individuell an die Größe und den Fettgehalt der Mahlzeiten angepasst werden.

Praktische Tipps für Diabetiker mit EPI an Halloween:

  • Verdauungsenzyme zu jeder Mahlzeit und jedem Snack einnehmen, auch unterwegs
  • Für Unterzuckerungen sollten schnell wirksame Einfachzucker (Glukosegele, Traubenzucker) im Notfallpäckchen sein – komplexe Kohlenhydrate wirken bei EPI zu langsam
  • Regelmäßig Blutzucker messen, besonders nach dem Naschen
  • Beschwerden wie Durchfall, Blähungen oder Fettstuhl offen mit dem Arzt besprechen und ggf. einen Test auf EPI durchführen lassen
  • Ein Ernährungs- und Enzymtagebuch hilft, die optimale Enzymdosis zu finden

Pressemitteilungen:

  • Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD), Pressemitteilung zu Halloween 2025
  • Presseportal „Halloween und Diabetes: Schlemmen mit Gruselfaktor – wenn Blutzucker und Verdauung außer Kontrolle geraten“, Oktober 2025 Link
  • Pressetext EPI-bedingte Unterzuckerung bei Diabetes mellitus, August 2024
  • Pressemitteilung Selbsttest EPI bei Diabetes, Juli 2023

Literatur:

  1. Piciucchi M. et al. International Journal of Endocrinology Volume 2015
  2. Jalal M. et al. Clinical Medicine 23 (6): 588–93 (2023)
  3. Lewis DM. Diabetes Technology & Therapeutics 25 (9) (2023)
  4. Unterberg C. et al. Fette, Seifen, Anstriche 88:561-564 (1986)
  5. Ogawa Tomonari. et al. Digestion & Absorption 21:12-15 (1998)
  6. Schön C. et al. Eur. Pharm. J.; AoP, 1-8 (2024)
  7. Whitcomb DC. et al. Gastroenterology 165: 1292–1301 (2023)
  8. Dominguez‐Muñoz J.E. et al. United European Gastroenterol J 13 (1): 125-172 (2025)
  9. Weitgasser R. et al. Wien Klin Wochenschr 124 (2): 100–103 (2012)
  10. Romo KG et al. Diabetes 72 (1): 1431-P (2023)

Bildquelle: ©Konstantin-Yuganov – stock.adobe.com

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