Im Rahmen der 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik (DGMP) präsentierten Experten aus Forschung, Klinik und Technik wegweisende Entwicklungen in der medizinischen Physik.
Ob in der Diagnostik, Therapie oder technologischen Entwicklung – ohne physikalische Verfahren wie Röntgen, MRT oder Laser wäre moderne Medizin undenkbar. Die Veranstaltung der DGMP stand deshalb ganz im Zeichen interdisziplinärer Zusammenarbeit und technologischer Innovationen – von künstlicher Intelligenz über biomedizinische Optik bis hin zur hochpräzisen Protonentherapie am Auge.
Der Fokus der Tagung unter Tagungspräsident Professor Dr. Markus Buchgeister lag in diesem Jahr auf drei Themen, die nicht nur technisch faszinierend sind, sondern auch direkt das Leben von Patienten verbessern können: Die Medizinische Optik, die mit Licht Krankheiten sichtbar macht und neue Therapieansätze ermöglicht. Die Strahlentherapie in der Augenheilkunde, ein hochspezialisiertes Feld mit großem Potenzial. Und die Audiologie, die in der Physik und Technik hilft, Hören neu zu verstehen und zu gestalten. Erstmals wurde die Jahrestagung durch einen digitalen Vorkongress ergänzt, der eine Woche vor dem Präsenzkongress stattfand. Dort wurden zentrale Zukunftsthemen wie Künstliche Intelligenz (KI) und radiologische Notfallversorgung diskutiert.
Synergie von Licht und Schall
Ein Schwerpunkt der Tagung lag auf der Verbindung von optischen und akustischen Verfahren zur Verbesserung der Hörsysteme. Neue Technologien wie Laser-Hörgeräte (basierend auf Fotoakustik) und optogenetische Cochlea-Implantate könnten die Lebensqualität von Millionen verbessern. Nach Aussage von Professor Dr. Torsten Rahne, Leiter Audiologie und Forschung an der Universitätsmedizin Halle, leben allein in Deutschland 14 Millionen von Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit betroffene Menschen. „Durch die Kombination von optischen und akustischen Verfahren eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten, die Grenzen zwischen Optik und Akustik neu zu definieren.“
Neben Röntgen und MRT etabliert sich die Optik als drittes Fenster zur Diagnostik. „Trotz Streuung bietet Licht hohes diagnostisches Potenzial“, so Professor Dr. Gereon Hüttmann, stellvertretender Institutsleiter für Biomedizinische Optik an der Universität zu Lübeck. „Optische Verfahren sind bereits fest in der klinischen Praxis etabliert, beispielsweise in der Intensivmedizin und Ophthalmologie.“ Moderne Technologien wie Optoelektronik, Quantenphysik und Künstliche Intelligenz erweitern die Möglichkeiten der optischen Diagnostik und erlauben eine schnellere Verarbeitung der gewonnenen Informationen. Im Fokus dieser Tagung standen neue Mikroskopieverfahren und deren Anwendung in der Diagnostik sowie therapeutische Verfahren mit ultrakurzen Laserpulsen.
Protonentherapie am Auge: Präzision auf kleinstem Raum
Seit 25 Jahren wird an der Charité Berlin die Protonentherapie am Auge erfolgreich eingesetzt. Die Behandlung intraokularer Tumore, wie Aderhautmelanome erfordert höchste Präzision und die Kombination verschiedenster Bildgebungsverfahren. Die Medizinphysiker übernehmen eine zentrale Rolle, indem sie die verschiedenen Bilddaten zusammenführen und die Bestrahlungsplanung für die Protonentherapie ermöglichen. „Weltweit gibt es nur etwa 20 Zentren, die diese Therapie am Auge anbieten“, sagt Dr. Jens Heufelder, Leitender Medizinphysiker an der Klinik für Augenheilkunde und der Protonentherapie der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Technische Weiterentwicklung: Zukunft der Strahlentherapie
Neue Forschungsansätze zielen auf die Verkürzung der Bestrahlungszeit durch erhöhte Dosisleistung, was neue Herausforderungen für Dosimetrie, Patientenpositionierung und Beschleunigertechnik mit sich bringt. Ein vielversprechender Forschungsansatz ist die sogenannte FLASH-Therapie. Professorin Dr. Andrea Denker, Leiterin Protonentherapie am Helmholtz-Zentrum Berlin, erklärt: „Erste Experimente mit Zellen, Organoiden und Tieren wurden bereits erfolgreich durchgeführt, um die Machbarkeit dieser neuen Ansätze zu prüfen.“
Quelle: Pressemitteilung der DGMP, 6. Oktober 2025
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