2025 ist ein Jahr mit Personalwechseln an den Spitzen der urologischen Universitätskliniken in Deutschland. Marburg, Heidelberg, Homburg- das sind nur einige Schauplätze personeller Wechsel in diesem Jahr. Am interessantesten ist sicher das Dreieck Marburg, Heidelberg, Homburg, das im Mittelpunkt des heutigen Uroskops steht.
September 2024, Universitäts-Urologie in Homburg an der Saar. Nach 24 Jahren endete dort die Amtszeit von Prof. Michael Stöckle, einem der prominentesten deutschen Urologen überhaupt. Ein ärztliches Schwergewicht wie Stöckle ist schwer zu ersetzen. Bereits am 4. September 2024 schrieb die Saarbrücker Zeitung: „Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich schwierig.“ Gut 14 Monate später scheint sich die Situation nicht grundlegend gewandelt zu haben. Prof. Stefan Siemer ist auch am 10. November 2025 noch kommissarischer Leiter der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum des Saarlands.
Prof. Stöckle leitet nun in Marburg die robotische Chirurgie
Michael Stöckles Lust auf Ruhestand war offenbar überschaubar, denn in diesem Jahr zog es ihn in die Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Marburg. Dort übernahm er die Sektionsleitung „Robotische Chirurgie“ in der Klinik, die seit kurzem unter der Leitung von Prof. Julia Heinzelbecker, ehemals leitende Oberärztin an der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum des Saarlandes, steht. Prof. Heinzelbecker arbeitete „viele Jahre in leitender Position“ in Homburg und kannte daher Prof. Stöckle sehr gut. Sicherlich ist es gut für das Renommee der Marburger Universitäts-Urologie, zumal die Klinik Anfang des Jahres einen herben Schlag zu verkraften hatte.
Nach nur drei Jahren wechselte Prof. Johannes Huber aus Marburg an die Urologische Universitätsklinik Heidelberg, die er seit dem Studium bereits sehr gut kannte. Eigentlich wollte Prof. Huber laut Presseberichten am Klinik-Standort Marburg eine akademische Urologie mit überregional gutem Ruf etablieren. Nach 36 Monaten stellte er diesen Versuch ein und ergriff die Heidelberger Chance. Huber folgte in Heidelberg auf Prof. Markus Hohenfellner, der nach 21 Jahren in den Ruhestand gegangen war.
Erstes Universitätsklinikum in privater Trägerschaft
Bekanntlich findet in Gießen und Marburg ein wirtschaftliches Experiment statt. Das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) ist zu 95% im Besitz der Rhön-Klinikum AG und zu 5% im Besitz des Landes Hessen. Damit ist es das erste und einzige Universitätsklinikum Deutschlands mit einer nahezu vollständigen privaten Trägerschaft. An der Börse ist die AG seit 1989 notiert. Derzeit betreibt sie medizinische Einrichtungen und Kliniken an fünf Standorten mit insgesamt rund 18.700 Beschäftigten. Der Umsatz lag im Jahr 2024 bei 1,6 Milliarden Euro. Mehrheitseigner ist seit 2020 der Asklepios-Konzern, der über 150 Einrichtungen betreibt und damit zu den größten Klinikträgern Deutschlands gehört.
Der Auftrag jeder Aktiengesellschaft (AG) besteht darin, Gewinne zu erwirtschaften und Rendite für die Anleger zu erzielen. Die Rhön-Klinikum AG, Deutschlands ältester börsennotierter Klinikkonzern, ist darin durchaus erfolgreich. Die Aktiengesellschaft verzeichnet seit Jahren steigende Gewinne.
Bekanntlich findet in Gießen und Marburg ein wirtschaftliches Experiment statt. Das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) ist zu 95% im Besitz der Rhön-Klinikum AG und zu 5% im Besitz des Landes Hessen. Damit ist es das erste und einzige Universitätsklinikum Deutschlands mit einer nahezu vollständigen privaten Trägerschaft. An der Börse ist die AG seit 1989 notiert. Derzeit betreibt sie medizinische Einrichtungen und Kliniken an fünf Standorten mit insgesamt rund 18.700 Beschäftigten. Der Umsatz lag im Jahr 2024 bei 1,6 Milliarden Euro. Mehrheitseigner ist seit 2020 der Asklepios-Konzern, der über 150 Einrichtungen betreibt und damit zu den größten Klinikträgern Deutschlands gehört. Der Auftrag jeder Aktiengesellschaft (AG) besteht darin, Gewinne zu erwirtschaften und Rendite für die Anleger zu erzielen. Die Rhön-Klinikum AG, Deutschlands ältester börsennotierter Klinikkonzern, ist darin durchaus erfolgreich. Die Aktiengesellschaft verzeichnet seit Jahren steigende Gewinne.
Nach Recherchen des Hessischen Rundfunks vom Mai dieses Jahres weist der Geschäftsbericht der Rhön-Klinikum AG im ersten Quartal 2025 einen Gewinn von 22,6 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen aus. Im Vorjahr, so der hr, lag diese Kennzahl jedoch noch um etwa 10% höher. Der tatsächliche Konzerngewinn nach Abzug aller Aufwendungen lag im Mai sogar 34 % unter dem Vorjahreswert. Für 2025 fixiert der Geschäftsbericht einen Anstieg des Gewinns der AG auf mindestens 110 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Die Rhön-Klinikum AG fordert nun deshalb weniger Kosten, also weniger Personal. Der Hessische Rundfunk verweist dazu auf ein Schreiben des Vorstands an alle Klinikdirektoren, aus dem er zitiert. Schon kurzfristig sollen die Kliniken demnach „Konsolidierungsmaßnahmen“ ergreifen. Ambulante und stationäre Umsätze rauf, Kosten, vor allem beim Personal, runter. Technisch-bauliche Investitionen, zum Beispiel in moderne Patientenzimmer, fallen in diesem Zahlenkorsett schwer.
Die Gewerkschaft VERDI ist mäßig begeistert. Es ist sicher auch legitim darüber zu spekulieren, wie sich diese wirtschaftliche Situation auf die Gedanken von Johannes Huber ausgewirkt haben könnte. Tatsache ist, dass Huber Marburg verlassen hat und nun in der alten beruflichen Heimat Heidelberg arbeitet. „Das Universitätsklinikum Marburg freut sich, Prof. Julia Heinzelbecker als neue Direktorin der Klinik für Urologie begrüßen zu dürfen“, beschreibt die Pressemitteilung den Neustart, „Wir freuen uns sehr, mit Frau Prof. Heinzelbecker eine hochqualifizierte und engagierte Medizinerin und Wissenschaftlerin für unser Haus gewonnen zu haben“, sagt Dr. Gunther K. Weiß, Vorsitzender der Geschäftsführung des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM). „Mit ihrer Expertise wird sie wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Urologie in Marburg setzen – sowohl für unsere Patientinnen und Patienten als auch für Forschung und Ausbildung.“
Um den Huber-Verlust zu kompensieren, übernahm dann zusätzlich Prof. Michael Stöckle die Sektionsleitung „Robotische Chirurgie“ in Marburg. So soll nun offenbar das Homburger Tandem Heinzelbecker-Stöckle die Kohlen aus dem Feuer holen – bei gleichzeitigem Konzerndruck, vor allem die Personalkosten zu senken. Prof. Heinzelbecker eilt eine Reputation in urologischer Onkologie voraus. „Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in der chirurgischen Krebsbehandlung, bei der Tumore – wenn möglich – durch schonende, minimalinvasive Eingriffe entfernt werden. Diese Eingriffe werden häufig mit einem Operationsroboter durchgeführt, der besonders präzises Arbeiten ermöglicht und die Erholung nach der Operation oft beschleunigt. So konnte in Marburg bereits in ihrer zweiten Arbeitswoche die erste roboterassistierte Entfernung einer Harnblase erfolgreich durchgeführt werden“, wirbt das Klinikum für die Neue in der Urologie. Darüber hinaus bringe Prof. Heinzelbecker große Erfahrung in der Behandlung von Nierensteinen, bei Harnleitererkrankungen sowie in der Nierentransplantation mit. Dieses Programm solle in Marburg künftig weiter gestärkt und ausgebaut werden.
In ihrer Forschung beschäftigt sich Prof. Heinzelbecker vor allem mit Hoden- Blasen- und Penistumoren sowie mit neuen Operationsmethoden und der Frage, wie wissenschaftliche Erkenntnisse möglichst schnell in die Behandlung von Patientinnen und Patienten einfließen können. „Mir ist ein enger Austausch zwischen Forschung und Klinik sehr wichtig“, betont Prof. Heinzelbecker. „In Marburg gibt es dafür hervorragende Bedingungen, etwa durch das Comprehensive Cancer Center, die Biobank und das Zentrum für Tumor- und Immunbiologie. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht es, neue Erkenntnisse direkt für unsere Patientinnen und Patienten nutzbar zu machen.“ Mit der Berufung von Prof. Julia Heinzelbecker möchte das Universitätsklinikum Marburg auch ein wichtiges Signal für Chancengleichheit und Vielfalt in der Medizin setzen. Frauen sollen auch in der langjährigen Männer-Domäne Urologie Spitzenpositionen in der Universitätsmedizin erreichen können.



