Urlaubszeit bedeutet für viele Menschen Entspannung und neue Eindrücke – für insulinbehandelte Patient:innen mit Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2 jedoch auch besondere Herausforderungen. Ungewohnte Tagesabläufe, Zeitverschiebungen und neue Umgebungen können den Glukosestoffwechsel beeinflussen. Treten plötzlich Übelkeit, Schwindel oder allgemeines Unwohlsein auf, gilt es, die Ursache schnell und richtig zu erkennen: Handelt es sich um eine harmlose Reisekrankheit, einen Infekt oder doch um eine hypo- oder hyperglykämische Stoffwechsellage?
Differenzialdiagnose: Symptome richtig deuten
Reisekrankheit (Kinetose):
Schwindel, Blässe, kalter Schweiß und Übelkeit – Symptome, die bei Kinetose während der Bewegung im Auto, Bus, Flugzeug oder Schiff auftreten. Sie verschwinden meist rasch nach Ende der Fahrt.
Hypoglykämie (Unterzuckerung):
Typische Zeichen sind Zittern, Schwitzen, Heißhunger, Herzklopfen, Gereiztheit oder Müdigkeit. Ursachen können zu viel Insulin, ungewohnte Aktivität, zu wenig Essen oder Alkohol sein. Eine Hypoglykämie bessert sich nach Glukoseaufnahme.
Hyperglykämie (Überzuckerung):
Auch hier kann Übelkeit auftreten, insbesondere bei beginnender Ketoazidose. Weitere Warnzeichen: Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Sehstörungen, starker Durst und Polyurie.
Magen-Darm-Infekt:
Plötzlicher Beginn mit Übelkeit, Erbrechen, wässrigem Durchfall, Bauchkrämpfen und gelegentlichem Fieber. Infekte erhöhen das Risiko für Hypoglykämien, da Medikamente weiter wirken, während die Nahrungsaufnahme erschwert ist.
Die folgende Übersicht zeigt, welche Symptome typischerweise bei Reisekrankheit, Magen-Darm-Infekt, Unter- oder Überzuckerung auftreten und erleichtert die Differenzierung im Praxisalltag:

Empfehlungen für die Praxis
- Vor der Reise: Individuelle Beratung im Diabetesteam, um Symptome einordnen zu können und Notfallpläne zu besprechen.
- Unterwegs: Bei Unwohlsein Glukosewerte sofort kontrollieren, um Stoffwechselentgleisungen auszuschließen.
- Notfallvorsorge: Traubenzucker, glukosehaltige Getränke und Glukagon-Präparat ins Handgepäck.
- Therapievorrat: Zwei- bis dreifache Menge der Medikamente einpacken und kühl lagern.
- Regelmäßige Kontrolle: Glukosewerte häufiger messen, besonders bei Klimawechsel, Höhenlagen oder mehr Aktivität.
- Hygiene: Nur gekochte, geschälte oder sichere Lebensmittel essen, auf Eiswürfel und Leitungswasser in heißen Ländern verzichten.
- Insulindosierung bei Übelkeit: Kurzwirksames Insulin erst nach der Mahlzeit spritzen, wenn klar ist, wie viel gegessen wurde.
Fazit
Für insulinbehandelte Menschen mit Diabetes ist es essenziell, die Ursachen von Übelkeit oder Kreislaufproblemen unterwegs rasch und richtig einzuschätzen. Eine schnelle Glukosemessung kann helfen, Stoffwechselentgleisungen von anderen Ursachen abzugrenzen und so die Reise sicher und entspannt zu genießen.
Quellen:
- Reise-Checkliste | diabetesDE …
- Reisen mit Diabetes | diabetes…
- Pressemitteilung diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, Juni 2024
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