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Tamoxifen als potenzieller Aktivator des des PI3K-Signalwegs

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Erschienen in: gyne

Tamoxifen kann durch einen neu entdeckten molekularen Mechanismus die Entstehung von Tumoren in der Gebärmutter beeinflussen. Forschende haben herausgefunden, dass das Brustkrebsmedikament den PI3K-Signalweg direkt aktiviert und dadurch das Risiko für Gebärmutterkrebs erhöht. Ein internationales Team unter Beteiligung der Charité Berlin konnte nachweisen, dass Tamoxifen die Rolle genetischer Mutationen übernimmt, die normalerweise für die Tumorentstehung notwendig sind. Diese Erkenntnisse erklären, wie das lebensrettende Medikament paradoxerweise selbst Tumoren in einem anderen Gewebe begünstigen kann. Trotz des insgesamt geringen Risikos eröffnen die Forschungsergebnisse neue Möglichkeiten für personalisierte Präventionsstrategien und eine verbesserte Therapiesicherheit.

Internationales Forschungsteam unter Beteiligung der Charité identifiziert molekularen Mechanismus

Ein internationales Forschungsteam hat einen bisher unbekannten Mechanismus aufgedeckt, durch den das Brustkrebsmedikament Tamoxifen das Risiko für Gebärmutterkrebs erhöhen kann. An der in Nature Genetics veröffentlichten Studie waren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Berlin Institute of Health in der Charité (BIH), dem Broad Institute of MIT and Harvard, Mass General Brigham und dem Dana-Farber Cancer Institute beteiligt.

Tamoxifen aktiviert Tumorsignalweg direkt

Tamoxifen verbessert seit den 1970er Jahren die Überlebenschancen von Millionen Patientinnen mit östrogenrezeptor-positivem Brustkrebs erheblich. Trotz seiner lebensrettenden Wirkung wurde das Medikament jedoch wiederholt mit einem erhöhten Risiko für Gebärmutterkrebs in Verbindung gebracht, wenn auch selten. Die genauen molekularen Ursachen dieser Nebenwirkung waren bislang nicht bekannt.

Die Forschenden entdeckten nun, dass Tamoxifen einen wichtigen zellulären Tumorsignalweg – den sogenannten PI3K-Signalweg – direkt aktivieren kann. Diese Erkenntnis erweitert die bisherigen Modelle zur therapiebedingten Tumorentstehung um einen neuen Aspekt.

Medikament ersetzt genetische Mutationen

Die neuen Forschungsergebnisse zeigen den Mechanismus deutlich: In tamoxifen-assoziierten Gebärmutterkarzinomen treten Mutationen im Tumorgen PIK3CA signifikant seltener auf als bei spontan entstehenden Gebärmuttertumoren, wo sie häufig zur Aktivierung des PI3K-Tumorsignalwegs führen. Stattdessen übernimmt Tamoxifen selbst die Rolle eines Signalaktivators und macht Mutationen in diesem Gen damit überflüssig.

„Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass die Aktivierung eines tumorfördernden Signalwegs durch ein Medikament möglich ist und eine molekulare Erklärung dafür liefert, wie ein sehr erfolgreiches Krebsmedikament paradoxerweise selbst Tumoren in einem anderen Gewebe begünstigen kann“, erklärt Prof. Kirsten Kübler, Forschungsgruppenleiterin am BIH.

„Tamoxifen umgeht die Notwendigkeit genetischer Mutationen im PI3K-Signalweg, einem der wichtigsten Treiberwege bei Gebärmutterkrebs, indem es direkt den Stimulus für die Tumorentwicklung liefert.“

Prof. Kirsten Kübler, Forschungsgruppenleiterin am BIH

Chancen für verbesserte Therapiesicherheit

Obwohl das Risiko für Gebärmutterkrebs unter Tamoxifentherapie insgesamt sehr gering ist und der Nutzen des Medikaments deutlich überwiegt, eröffnet die Arbeit neue Möglichkeiten zur Verbesserung der Therapiesicherheit. Die Erkenntnisse bieten nicht nur eine biologische Erklärung für die bislang rätselhafte Nebenwirkung, sondern schaffen auch einen Ausgangspunkt für personalisierte Präventions- und Interventionsstrategien.

Das Forschungsteam plant, in künftigen Projekten zu untersuchen, ob ähnliche Mechanismen auch bei Nebenwirkungen anderer Medikamente eine Rolle spielen könnten.

KI-gestützt, redaktionell bearbeitet nh

Originalpublikation:

Kübler K, Nardone A, Anand S et al. Tamoxifen induces PI3K activation in uterine cancer. Nat Genet 2025

Quelle:

Pressemitteilung des Berlin Institute of Health vom 22.08.2025: Neue Erkenntnisse zu Nebenwirkungen von Tamoxifen

Bilderquelle: SewcreamStudio – stock.adobe.com

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