Allgemeinmedizin » Impfen und Infektionen

»

Die aktuellen Impfempfehlungen der STIKO

Impfung

Die aktuellen Impfempfehlungen der STIKO

Fachartikel

Allgemeinmedizin

Impfen und Infektionen

mgo medizin

mgo medizin

Autor

4 MIN

Erschienen in: Der Allgemeinarzt

Wie in den letzten Jahren auch wurden die Empfehlungen der ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI im epidemiologischen Bulletin 04/2025 zusammengefasst und die ­Änderungen aus dem letzten Jahr entsprechend eingefügt. Im Folgenden werden diese ­Änderungen nochmals zusammengefasst.

Impfkalender – mehr Übersicht durch 
neues ­Format
Eine aus Sicht des Autors sehr gelungene Änderung ist die Aufteilung des Impfkalenders für Standardimpfungen in die zwei Bereiche von Geburt bis 48 Monate und in die Zeit danach. Das reduziert die Anzahl der Impfungen im Kalender auf die jeweilige Alterszielgruppe und schafft damit auch deutlich mehr Übersicht. Gerade für Hausärzte, bei denen die Grundimmunisierung in den ersten Lebensjahren selten durchgeführt wird, ist die Tabelle ab fünf Jahren eine kompakte und klare Übersicht geworden. Neu aufgenommen wurde die Impfempfehlung für RSV in Form des monoklonalen Antikörpers nach Geburt und für Erwachsene ab 75 bzw. ab 60 mit Indikation, weswegen eine neue Alterspalte ab 75 Jahren eingefügt wurde.


Änderungen in den Impfempfehlungen
Die Empfehlungen ab 18 Jahren aus den letzten zwölf Monaten wurden in der Tabelle zu den Standardimpfungen des Erwachsenenalters sowie zu Indikations-(Berufs- und Reiseimpfungen) und Auffrischimpfungen für alle Altersgruppen eingearbeitet.
Influenza ab 60 Jahren:
Ab der kommenden Influenzasaison wird aufgrund der besseren Wirksamkeit neben dem Ei-basierten Hochdosisimpfstoff mit vierfacher Antigenmenge Efluelda® (Sanofi) auch der mit MF59 adjuvantierte, ebenfalls Ei-basierte Impfstoff ­Fluad® (Seqirus) für alle über 60-Jährigen gleichwertig empfohlen. Aufgenommen wurde auch, dass auch ein Influenza-Standardimpfstoff (Ei- oder Zell-basiert) verwendet werden kann, wenn die Gabe eines der oben genannten Impfstoffe aus medizinischen Gründen nicht möglich ist, was aber in Hinblick auf die Erstattung gut dokumentiert sein sollte. Das gilt auch bei Lieferengpässen für den hochdosierten oder adjuvantierten Impfstoff. Ansonsten muss einer der empfohlenen Impfstoffe genutzt werden. Da die Yamagata-B-Linie weiterhin verschwunden bleibt, werden auch für die Saison 2025/2026 ausschließlich trivalente (A,A,B) Impfstoffe empfohlen.


RSV bei Erwachsenen:
Die STIKO empfiehlt eine einmalige Impfung gegen RSV für alle Älteren ab 75 Jahren als Standardimpfung. Zusätzlich sollten Personen zwischen 60 und 74 Jahren geimpft werden, die im Pflegeheim sind oder wenn eine chronische Erkrankung mit schwerer Ausprägung vorliegt
Erkrankungen der Atmungsorgane
Herz-Kreislauferkrankungen
Nierenerkrankungen
hämato-onkologische Erkrankungen
Diabetes mellitus (mit Komplikationen)
neurologische oder neuromuskuläre ­Erkrankung
schwere angeborene oder erworbene ­Immundefizienz

Auch wenn es in den ­STIKO-Empfehlungen nicht direkt berücksichtigt ist, sind multimorbide Personen auch durch schwere Verläufe von RSV-Infektionen besonders gefährdet. Das trifft auch auf unter 60-Jährige unter Immunsuppression zu. Allerdings sind alle Impfstoffe erst ab einem Alter von 60 Jahren zugelassen.
In Deutschland sind aktuell drei Impfstoffe verfügbar. Der proteinbasierte Impfstoff Abrysvo® (Pfizer) , der proteinbasierte AS01-adjuvantierte Impfstoff Arexvy® (GSK) und der mRNA-Impfstoff mResvia® (Moderna). Die STIKO-Empfehlung gilt aktuell jedoch nur für die Verwendung der beiden proteinbasierten RSV-Impfstoffe.


Tollwut bei beruflicher Indikation:
Hier wurde in Hinblick auf Personen mit besonderer beruflicher Gefährdung (Laborpersonal, Kontakt zu Fledermäusen, direkter Umgang mit Tieren in Gebieten mit neu aufgetretener Wildtiertollwut) das Vorgehen zur Kontrolle des Impferfolges angepasst. Bei erhöhter Exposition gegenüber Tollwutviren, werden im Abstand von zwei bis vier Wochen zumDrei-Dosen-Impfschema standardisierte serologische Tests zum Ausschluss eines primären Impfversagens empfohlen. Eine erneute Kontrolle ist nach ca. sechs Monaten zur Erfassung eines sekundären Impfversagens sinnvoll.


Neuerungen auch bei den ganz Kleinen – 
RSV zur Säuglingsimmunisierung
Der monoklonale Antikörper Beyfortus®­ ­(Nirsevimab) wird von der STIKO für alle Neugeborenen und Säuglinge unter einem Jahr unabhängig von möglichen Risikofaktoren in ihrer ersten RSV-Saison empfohlen. Dabei erhalten Neugeborene, die zwischen Oktober und März, also währen der RSV-Saison, geboren sind, den Antikörper so bald es geht nach der Geburt, was auch noch in der Klinik oder direkt bei Entlassung erfolgen kann. Ansonsten direkt im Herbst vor Beginn ihrer ersten RSV-Saison. Die Impfung sollte spätestens bis zum ersten Geburtstag nachgeholt werden, außer es ist in der Zwischenzeit eine RSV-Infektion aufgetreten. Wurde die Mutter in der Schwangerschaft schon mit ­Abrysvo® (Zulassung in der Schwangerschaft zur Prävention von RSV-Infektionen beim Neugeborenen) geimpft, sollte eine Impfung nur bei bekannten Risikofaktoren erfolgen. Bei entsprechenden ­Risikokonstellationen kann alternativ auch S­ynagis® (Palivizumab) verwendet werden.


Neue verfügbare Impfstoffe
Neben den oben genannten Neuerungen sind weitere neue Impfstoffe mit Zulassung in der STIKO Liste aufgeführt:
Tetana®: Tetanus Impfstoff
Imovax-Polio®: inaktivierter Poliomyelitis Impfstoff
Beide Impfstoffe sind zur Anwendung ab einem Alter von zwei Monaten zugelassen, ohne Begrenzung im Alter. 

Autor: Dr. med. Markus Frühwein, München

_x000D_

_x000D_

Bilderquelle: © weyo – stock.adobe.com

_x000D_

Schlagworte zu diesem Beitrag

Ein Beitrag von

mgo medizin

mgo medizin

Autor

Autor des Beitrags

Weitere Beiträge zu diesem Thema

50 Jahre Jubiläum – Practica 2025 in Bad Orb

Kongressberichte

Die Practica in Bad Orb – einer der größten hausärztlichen Fortbildungskongresse in beschaulicher Umgebung – ließ es diesmal richtig krachen. Gefeiert wurde das 50-Jahre-Practica-Jubiläum mit umfangreichen Rahmenprogramm.

Allgemeinmedizin

Sonstiges

Beitrag lesen
Acne inversa Hurley II

Hidradenitis suppurativa/
Acne inversa

Fachartikel

Acne inversa bzw. Hidradenitis Suppurativa ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung.Sie zeigt sich typischerweise durch rezidivierende, häufig schubförmig auftretende inflammatorische Hautveränderungen. Mit zunehmender Dauer und steigender Entzündungsaktivität kommt es zu irreversiblen ­Gewebeschädigungen.

Allgemeinmedizin

Haut und Allergie

Mehr erfahren
Die Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier

ApoVWG: Gefährlicher Irrweg in der Versorgung

Berufspolitik

Der Entwurf des neuen Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetzes (ApoVWG) soll die ambulante Versorgungsstruktur umkrempeln. Hausärzteverband und die übrigen maßgeblichen Ärzteverbände üben scharfe ­Kritik am Gesetzentwurf und warnen eindringlich.

Allgemeinmedizin

Sonstiges

Beitrag lesen