Allgemeinmedizin » Sonstiges

»

Elektronische Patientenakte: Start durch
Sicherheitslücken überschattet

elektronische Patientenakte

Elektronische Patientenakte: Start durch
Sicherheitslücken überschattet

Berufspolitik

Allgemeinmedizin

Sonstiges

mgo medizin

mgo medizin

Autor

3 MIN

Erschienen in: Der Allgemeinarzt

Für 230 Arztpraxen in den drei Modellregionen Franken, Hamburg und Nordrhein-Westfalen hat am 15. Januar die Ära der Elektronischen Patientenakte (ePA) begonnen. Danach soll der bundesweite Roll out folgen. Recherchen des Chaos Computer Clubs (CCC) haben Sicherheitslücken 
offengelegt, wonach der unberechtigte Zugriff auf eine einzelne Gesundheitskarte, auf alle in einer Arztpraxis ­geführten ePAs sowie auf das Gesamtsystem theoretisch möglich sei.

So erhielt der Chaos Computer Club (CCC) offenbar ohne Probleme Zugang zu einer fremden Gesundheitskarte und hackte sich über ausrangierte Hardware in Arztpraxen ein. Zwei Telefonate hätten nach dem CCC-Bericht ausgereicht, um eine Gesundheitskarte für jemand anderen an die eigene Adresse schicken zu lassen. Dadurch sei es leicht gewesen, mit Hackermethoden Zugriff auf die Daten zu erhalten. Dann gaben sich CCC-Hacker als IT-Dienstleister aus und erhielten so Zugriff auf die Praxisdaten eines Niedergelassenen. Restbestände aus aufgegebenen Praxen wie Konnektoren samt Karten seien im Internet zu erwerben. Ausweise für Leistungserbringer lassen sich laut CCC ebenfalls über Schadcodes bei Kartenherausgebern organisieren, so der CCC.


HÄV mahnt Datenschutz 
und gute Funktionalität an
Für Dr. Markus Beier, Co-Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands (HÄV), steht und fällt die ePA mit der Sicherung des Datenschutzes und einer perfekten Funktionalität der Akte. „Wir sehen den Sinn der ePA, weil wir mehr digitalen Austausch brauchen. Aber wenn sie flächendeckend in die Praxen kommt, muss sie funktionieren. Für alles andere haben wir keine Zeit, weil dann die Versorgung der Patienten massiv leiden würde“, stellte Beier zum ePA-Start fest.
Hannelore König, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e. V. (vmf), befürchtet, dass die medizinischen Fachangestellten die vielen Fragen der Patienten zum Datenschutz, zum Widerspruchsverfahren und zur Sicherheit nicht beantworten können. Die aufgeworfenen Sicherheitsbedenken müssten unbedingt ausgeräumt werden; sonst dürfe es keinen bundesweiten Roll out der ePA geben. „Alles andere sorgt nur für Frustration in den Praxen.“
gematik hält den Zugriff für unwahrscheinlich
Die gematik räumte danach ein, dass die Angriffsszenarien des CCC technisch möglich wären, aber die praktische Durchführung in der Realität sei nicht sehr wahrscheinlich, da verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein müssten. Dazu zählten zum Beispiel die illegale Beschaffung eines Institutionsausweises (SMC-B Karte), der dazugehörigen PIN, der Vertrag mit einem Zugangsdienst und eine technisch komplexe Manipulation. Die gematik hat trotzdem das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) angesprochen, um solche Hackerangriffe technisch zu unterbinden.


KBV sieht ePA-Roll out mit „ungutem Gefühl“
Mit der Beschränkung ausschließlich auf Einrichtungen, die an der Erprobung teilnehmen, reagiert die gematik auf die Mängel in der Sicherheitsarchitektur der ePA-Server, auf die der Chaos Computer Club jüngst hingewiesen hat. „Die weitreichendste Schwachstelle ist, dass auf beliebig viele elektronische Patientenakten zugegriffen werden kann, ohne dass eine Gesundheitskarte des Versicherten gesteckt und der Behandlungskontext hergestellt wurde“, sagte KBV-Vorstandmitglied Dr. Sibylle Steiner. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung nehme die Schwachstellen, die der Chaos Computer Club entdeckt habe, „sehr ernst“ und blickt mit einem „unguten Gefühl“ auf die doch kurze Testphase und den sehr zeitig angedachten Roll out-Start.

Autor: Franz-Günter Runkel

Bildquelle:© Zerbor – stock.adobe.com

Ein Beitrag von

mgo medizin

mgo medizin

Autor

Autor des Beitrags

Weitere Beiträge zu diesem Thema

50 Jahre Jubiläum – Practica 2025 in Bad Orb

Kongressberichte

Die Practica in Bad Orb – einer der größten hausärztlichen Fortbildungskongresse in beschaulicher Umgebung – ließ es diesmal richtig krachen. Gefeiert wurde das 50-Jahre-Practica-Jubiläum mit umfangreichen Rahmenprogramm.

Allgemeinmedizin

Sonstiges

Beitrag lesen
Acne inversa Hurley II

Hidradenitis suppurativa/
Acne inversa

Fachartikel

Acne inversa bzw. Hidradenitis Suppurativa ist eine chronisch entzündliche Hauterkrankung.Sie zeigt sich typischerweise durch rezidivierende, häufig schubförmig auftretende inflammatorische Hautveränderungen. Mit zunehmender Dauer und steigender Entzündungsaktivität kommt es zu irreversiblen ­Gewebeschädigungen.

Allgemeinmedizin

Haut und Allergie

Mehr erfahren
Die Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier

ApoVWG: Gefährlicher Irrweg in der Versorgung

Berufspolitik

Der Entwurf des neuen Apothekenversorgung-Weiterentwicklungsgesetzes (ApoVWG) soll die ambulante Versorgungsstruktur umkrempeln. Hausärzteverband und die übrigen maßgeblichen Ärzteverbände üben scharfe ­Kritik am Gesetzentwurf und warnen eindringlich.

Allgemeinmedizin

Sonstiges

Beitrag lesen