Onkologie » Hämatoonkologie » Lymphome

»

Virale Einflüsse bei Non-Hodgkin-Lymphomen

Virale Einflüsse bei Non-Hodgkin-Lymphomen

News

Onkologie

Hämatoonkologie

Lymphome

mgo medizin

mgo medizin

Autor

3 MIN

Erschienen in: onkologie heute

Non-Hodgkin-Lymphome zeigen deutliche Unterschiede im Blut-Virom, die auf Subtyp-spezifische virale Signaturen hinweisen. Anelloviridae dominieren bei B-Zell-Lymphomen, während HPgV-1 bei NK-Zell-Lymphomen vorherrscht. Diese Veränderungen könnten mit immunologischer Dysregulation und onkogenen Prozessen verbunden sein und als Biomarker für personalisierte Diagnose und Therapie dienen.

Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) umfassen eine heterogene Gruppe lymphatischer Malignome mit vielfältigen molekularen und klinischen Eigenschaften. Neben genetischen Faktoren und Immunstörungen spielen virale Infektionen eine zunehmend anerkannte Rolle bei der Pathogenese bestimmter NHL-Subtypen. Ziel dieser Studie war es, die Zusammensetzung des Blut-Viroms bei NHL-Patienten zu analysieren, um Subtyp-spezifische virale Signaturen zu identifizieren. Diese könnten als Biomarker für Diagnose und Therapieansätze dienen.

Methodik: Blut-Virom-Analyse bei NHL-Patienten

Insgesamt wurden 217 Serumproben von NHL-Patienten (unterteilt in B-Zell-, T-Zell- und NK-Zell-Lymphome) und 40 Proben von gesunden Kontrollpersonen untersucht. Mittels viraler Metagenomik wurden 45 virale Familien identifiziert. Bioinformatische Analysen und statistische Verfahren, wie die Shannon- und Simpson-Indizes, wurden eingesetzt, um Unterschiede in der Diversität und Zusammensetzung der viralen Gemeinschaften zwischen den Gruppen zu bewerten. Phylogenetische Analysen wurden durchgeführt, um die genetische Verwandtschaft der erkannten Viren zu bestimmen.

Subtyp-spezifische Virale Signaturen

Die Analyse zeigte deutliche Unterschiede in der Zusammensetzung des Blut-Viroms zwischen NHL-Subtypen und gesunden Kontrollen:

  • B-Zell-Lymphome (BCL): Eine Dominanz von Anelloviridae (86 % der eukaryotischen Viren) wurde festgestellt, was mit immunsuppressiven Bedingungen korreliert. Zudem wurde Picobirnavirus häufiger nachgewiesen.
  • NK-Zell-Lymphome (NKCL): Diese Gruppe war durch eine Anreicherung von Flaviviridae (82 %), insbesondere Human Pegivirus 1 (HPgV-1), gekennzeichnet.
  • T-Zell-Lymphome (TCL): Diese wiesen die geringste Speziesvielfalt auf (140 vs. 332 bei Kontrollen).

Reduzierte Virale Diversität bei NHL-Patienten

Im Vergleich zu gesunden Kontrollen zeigten NHL-Patienten eine signifikant reduzierte α-Diversität des Blut-Viroms, was auf eine eingeschränkte Vielfalt innerhalb der viralen Gemeinschaft hinweist. Gleichzeitig wurden spezifische Unterschiede in der β-Diversität (Unterschiede zwischen Gruppen) festgestellt, die Subtyp-spezifische virale Profile offenbarten. Insbesondere war die Diversität bei BCL-Patienten deutlich reduziert, während T/NKCL-Patienten eine homogenere viromische Struktur aufwiesen.

Klinische Bedeutung der Virom-Veränderungen

Die Ergebnisse legen nahe, dass virale Einflüsse eine Schlüsselrolle bei der Pathogenese von NHL spielen könnten. Die Dominanz von Anelloviridae bei BCL und HPgV-1 bei NKCL deutet auf spezifische Mechanismen hin, die durch immunologische Dysregulation und potenzielle onkogene Prozesse vermittelt werden. Subtyp-spezifische virale Signaturen könnten zukünftig als diagnostische Biomarker und therapeutische Zielstrukturen dienen.

Diese Studie liefert die erste umfassende Charakterisierung des Blut-Viroms bei NHL und hebt die Bedeutung viraler Einflüsse auf die Lymphomentstehung hervor. Die identifizierten Subtyp-spezifischen Signaturen eröffnen neue Möglichkeiten für die Diagnose und Behandlung von NHL. Längerfristige Studien sind notwendig, um kausale Zusammenhänge zwischen Virom-Veränderungen und der Entwicklung von Lymphomen zu klären.

Originalpublikation: Pan S et al. Blood virome profiling reveals subtype-specific viral signatures and reduced diversity in non-Hodgkin lymphoma. Virulence. 2025; (1): 2542457

Bilderquelle: © Saiful52 – stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Ein Beitrag von

mgo medizin

mgo medizin

Autor

Autor des Beitrags

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Mikroskopische Ansicht von Gewebe mit Zellstrukturen in Rosa und Lila, kutanes Plattenepithelkarzinom.

Cemiplimab verlängert DFS beim kutanen Plattenepithelkarzinom

News

Cemiplimab verlängert in der C-POST-Studie bei Hochrisiko-Patienten mit kutanem Plattenepithelkarzinom das krankheitsfreie Überleben und senkt das Rezidivrisiko, unabhängig vom Dosierungsschema.

Onkologie

Hauttumoren

Beitrag lesen
Digitale Darstellung von menschlichen Lungen mit Krebs.

Tislelizumab erweitert Therapieoptionen bei resezierbarem Lungenkrebs

Pharmaservice

Tislelizumab ist seit Ende September als erste Immuntherapie für das perioperative Setting beim resezierbaren NSCLC mit hohem Rezidivrisiko in Europa zugelassen – basierend auf den überzeugenden Daten der Phase-III-Studie RATIONALE-315.

Onkologie

Lungenkarzinom

NSCLC

Beitrag lesen
Schematische Darstellung eines menschlichen Skeletts mit markierten Schmerzpunkten an Gelenken und Hüfte

Prävention von Frakturen und Komplikationen bei Mammakarzinom

News

Bei Patientinnen mit Mammakarzinom sind osteologische Begleiterkrankungen häufig und sollten integraler Bestandteil der onkologischen Betreuung sein [1]. Dies betrifft sowohl Patientinnen mit therapieinduziertem Knochenverlust als auch solche mit ossären Metastasen [1].

Onkologie

Sonstiges

Beitrag lesen