Onkologie » Kopf-Hals-Tumoren

»

Neue S3-Leitlinie zu Speicheldrüsentumoren erschienen

Neue S3-Leitlinie zu Speicheldrüsentumoren erschienen

News

Onkologie

Kopf-Hals-Tumoren

mgo medizin

mgo medizin

Autor

3 MIN

Erschienen in: onkologie heute

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat erstmals eine S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Speicheldrüsentumoren im Kopfbereich veröffentlicht. Sie bietet umfassende Empfehlungen von der Diagnostik bis zur Behandlung. Federführend waren DGHNOKHC und DGMKG, unterstützt von 14 weiteren Fachgesellschaften.

Speicheldrüsentumoren sind eine komplexe und vielfältige Erkrankungsgruppe. Laut epidemiologischen Studien liegt die Inzidenz aller Speicheldrüsentumoren bei 6 bis 8 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern im Jahr. Damit sind diese Tumoren keine seltene Entität. Bis zu 20 Prozent davon stellen sich in der pathohistologischen Begutachtung als bösartig heraus. Die meisten Speicheldrüsentumoren gehen von der Ohrspeicheldrüse aus. Eine schmerzlose Schwellung ist häufig das erste Symptom.

Die neue S3-Leitlinie bietet erstmals umfassende, wissenschaftlich fundierte Handlungsempfehlungen für Ärztinnen, um eine präzisere Diagnostik, optimierte Therapieentscheidungen und eine interdisziplinäre Versorgung zu gewährleisten. „Nach beinahe 20 Jahren, in der nur eine S1-Leitlinie vorlag, war eine Aktualisierung dringend erforderlich, um die Versorgung von Patientinnen mit Speicheldrüsentumoren des Kopfes auf den neuesten wissenschaftlichen Stand zu bringen“, betont Professor Orlando Guntinas-Lichius vom Universitätsklinikum Jena. Gemeinsam mit Professor Max Heiland, DGMKG-Vorstandsmitglied, von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Professorin Benedicta Beck-Broichsitter vom Klinikum Stuttgart koordinierte er die Erstellung der Leitlinie. Heiland ergänzt: „Besonders an der Leitlinie ist, dass wir sowohl gutartige als auch bösartige Tumoren thematisieren. Im klinischen Bild verhalten sich viele der bösartigen Tumoren sehr lange so wie gutartige. Zusätzlich ist die zuverlässige Abgrenzung durch einen Schnellschnitt während der Operation noch nicht möglich.“

Durch den Fokus auf Diagnostik und Therapie von gut- und bösartigen Tumoren trägt die Leitlinie dazu bei, bösartige Tumoren frühzeitig zu erkennen und die Übertherapien von gutartigen Tumoren zu vermeiden.

Speicheldrüsentumoren: Herausforderung Heterogenität

In der Diagnostik und Behandlung ist die Unterschiedlichkeit der Tumoren eine große Herausforderung: „Speicheldrüsentumoren sind extrem vielfältig – sie können sowohl in den drei großen Kopfspeicheldrüsen als auch in den zahlreichen kleinen Speicheldrüsen auftreten und umfassen allein 21 verschiedene maligne Tumortypen. Diese Heterogenität erschwert nicht nur die Diagnostik und Therapie, sondern führt auch dazu, dass nur wenige Studien mit großen Fallzahlen für einzelne Tumorarten vorliegen. Insbesondere mangelt es an prospektiven, randomisierten Studien, was die Ableitung evidenzbasierter Empfehlungen herausfordernd macht. Umso wichtiger ist es, dass durch die neue S3-Leitlinie den behandelnden Ärzt*innen das vorhandene Wissen übersichtlich zur Verfügung steht“, so Guntinas-Lichius.

Chirurgie als Standard – molekulare Charakterisierung als Chance

Die aktuelle Empfehlung für die kurative Therapie ist die operative Entfernung des Tumors. Abhängig vom Tumorstadium schließt sich häufig eine adjuvante Radio- oder Radiochemotherapie an. Eine alleinige Chemotherapie wird in der Leitlinie nur in der palliativen Situation empfohlen. Bei metastasierten Karzinomen soll eine molekulare Charakterisierung erfolgen, damit auf dieser Basis zielgerichtete Therapiekonzepte erarbeitet werden können. „Aktuell finden Antikörpertherapien von bösartigen Speicheldrüsentumoren nur im Rahmen klinischer Studien statt“, sagt Guntinas-Lichius. „Für die Tumorklassifikation gewinnt die Molekularpathologie jedoch immer mehr an Bedeutung. Durch das hierbei gewonnene Wissen haben wir zukünftig hoffentlich mehr Optionen, die Erkrankung zielgerichtet durch den Einsatz von Antikörpern zu behandeln.“

Die neue S3-Leitlinie ist auf dieser Webseite abrufbar: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/speicheldruesentumoren-des-kopfes

Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Weitere Informationen unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app

Quelle: Pressemitteilung der Deutsche Krebsgesellschaft e. V.

Bilderquelle: © Sebastian Kaulitzki – stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Ein Beitrag von

mgo medizin

mgo medizin

Autor

Autor des Beitrags

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Mikroskopische Ansicht von Gewebe mit Zellstrukturen in Rosa und Lila, kutanes Plattenepithelkarzinom.

Cemiplimab verlängert DFS beim kutanen Plattenepithelkarzinom

News

Cemiplimab verlängert in der C-POST-Studie bei Hochrisiko-Patienten mit kutanem Plattenepithelkarzinom das krankheitsfreie Überleben und senkt das Rezidivrisiko, unabhängig vom Dosierungsschema.

Onkologie

Hauttumoren

Beitrag lesen
Digitale Darstellung von menschlichen Lungen mit Krebs.

Tislelizumab erweitert Therapieoptionen bei resezierbarem Lungenkrebs

Pharmaservice

Tislelizumab ist seit Ende September als erste Immuntherapie für das perioperative Setting beim resezierbaren NSCLC mit hohem Rezidivrisiko in Europa zugelassen – basierend auf den überzeugenden Daten der Phase-III-Studie RATIONALE-315.

Onkologie

Lungenkarzinom

NSCLC

Beitrag lesen
Schematische Darstellung eines menschlichen Skeletts mit markierten Schmerzpunkten an Gelenken und Hüfte

Prävention von Frakturen und Komplikationen bei Mammakarzinom

News

Bei Patientinnen mit Mammakarzinom sind osteologische Begleiterkrankungen häufig und sollten integraler Bestandteil der onkologischen Betreuung sein [1]. Dies betrifft sowohl Patientinnen mit therapieinduziertem Knochenverlust als auch solche mit ossären Metastasen [1].

Onkologie

Sonstiges

Beitrag lesen