Anlässlich des ECTRIMS 2025 war ein zentrales Thema die Lebensstilintervention bei MS-Patienten. Welchen Stellenwert hat sie bei dieser Erkrankung ergänzend zur Medikation? Auf diese Frage gingen unter anderem die Autorinnen und Autoren der LIMS-Studie ein.
Die Forscher um Gravensteijn A. et al, Niederlande, untersuchten den Effekt einer 24-monatigen Lebensstilveränderung bei MS-Patientinnen und Patienten. Hintergrund war, dass die Multiple Sklerose häufig zu körperlichen, kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen führt, die sehr belastend sind. Da aktuelle krankheitsmodifizierende Therapien den Krankheitsverlauf nicht aufhalten können, wächst das Interesse an der Möglichkeit, durch modifizierbare Lebensstilfaktoren die Krankheitsergebnisse zu verbessern. Dabei sollten verschiedene Bereiche wie mediterrane Ernährung, körperliche Aktivität, Stress und Schlaf mit einfließen.
In der LIMS-Studie nahmen MS-Patienten an einem dreimonatigen Lifestyle-Programm teil, gefolgt von einer 21-monatigen Nachbeobachtung. Die patientenberichteten Ergebnisse wurden drei Monate vor der Intervention, zu Studienbeginn, nach der Intervention sowie nach drei, sechs, zwölf, 18 und 24 Monaten erhoben. Primärer Endpunkt waren die MS-bedingten Auswirkungen auf die Alltagsfunktion (MSIS-29). Sekundäre Endpunkte umfassten Lebensqualität, Allgemeinzustand und MS-spezifische Symptome.
Bei den Analysen wurden die Daten von 500 Personen mit MS im Durchschnittsalter von 47 Jahren einbezogen, überwiegend weiblich. Drei Monate nach der Intervention zeigten die Teilnehmer signifikante Verbesserungen in der körperlichen (β = −2,62, 95 % KI: −3,58 bis −1,65) und psychologischen Subskala MSIS-29 (β = −3,50, 95 % KI: −4,65 bis −2,36), was auf eine geringere wahrgenommene Auswirkung der MS hinweist. Die Verbesserungen in der psychologischen MSIS-Subskala hielten über 24 Monate an (β = −3,10, 95 % KI: −4,29 bis −1,91), während die körperlichen Verbesserungen nur nach 6 und 18 Monaten Nachuntersuchung signifikant blieben.
Die positiven Effekte auf die mentale Lebensqualität, die subjektive Müdigkeit, Depression und Angstzustände blieben auch nach 24 Monaten bestehen, die körperliche Lebensqualität nahm jedoch ab. Allgemeine Gesundheitsindikatoren wie BMI und Taillenumfang sanken nach der Intervention signifikant und blieben während der gesamten Nachuntersuchung deutlich unter dem Ausgangswert.
Fazit der Autorinnen und Autoren: Die multidisziplinäre Lebensstilintervention führte zu einer Verringerung der wahrgenommenen psychischen Auswirkungen der MS auf die Funktionsfähigkeit sowie zu anhaltenden Verbesserungen der psychischen Lebensqualität, der subjektiven Müdigkeit, der Stimmung und des allgemeinen Gesundheitszustands über 24 Monate. Während anfängliche körperliche Verbesserungen beobachtet wurden, ließen diese mit der Zeit nach. Lebensstilbasierte Strategien können eine wertvolle Ergänzung zur konventionellen MS-Behandlung darstellen.
Elke Engels, Bad Vilbel
Quelle: 41. Jahrestagung des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS) am 24. September 2025 in Barcelona
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