Friedrich-Carl von Rundstedt, Manuel Ritter, Christian Wülfing, Alexander Roosen, Florian Hartmann
Telechirurgie wird heute auf jedem internationalen Kongress präsentiert, aber noch fehlt uns ein Bild wie robotische Telechirurgie Teil unserer beruflichen Wirklichkeit werden kann. Der folgende Text ist fiktional und dient als Projektionsfläche für die technologischen Möglichkeiten. Die Autoren waren im letzten Jahr Zeitzeugen der ersten transkontinentalen radikalen Prostatektomie mit einem chinesischen Roboter während des Challengesin- Laparoscopy Symposiums in Rom im Mai 2024. Dort wurde ein Patient in Peking von einem Operateur in Rom via Telechirurgie prostatektomiert. Dieses Erlebnis war die Inspiration, mögliche Szenarien in der Zukunft aufzuschreiben. Wir erheben keinen Anspruch darauf, ein realistisches Bild zu zeichnen. Es geht uns eher darum, den „Denk- und Debattenraum“ aufzustoßen.

Heute ist Montag, der 22. April 2030. Mein Name ist Felix Klingenberger und ich bin 45 Jahre alt. Ich habe meine urologische Facharztausbildung an einem großen deutschen Universitätsklinikum absolviert. Mit 35 Jahren wurde ich Oberarzt und mit 37 Jahren leitender Oberarzt. Fünf Jahre später habe ich eine Chefarztstelle an einem großen städtischen Versorger angetreten. In den vergangenen fünf Jahren hat ein tiefgreifender Wandel in der medizinischen Landschaft in Deutschland stattgefunden. 70 % der 2025 tätigen Urologen sind heute im Ruhestand, gleichzeitig sind heute ca. 10 % weniger Urologen tätig als vor fünf Jahren bei einem gleichzeitigen Anstieg der Fallzahlen von ca. 15 % im Vergleich zu damals. Dazu kam, dass eine Reihe von Krankenhäusern und damit auch urologischen Fachabteilungen geschlossen wurden, sodass heute nicht mehr flächendeckend Operateure mit einer hohen Expertise in komplexen Eingriffen vorhanden sind.
Hohe Qualität anbieten
Diese Entwicklungen stellten eine Gelegenheit für die Telechirurgie dar, um auch weiterhin in der Fläche Operationen auf einem hohen Qualitätsniveau anbieten zu können. Daher bin ich nun seit einem Jahr für einen international tätigen telechirurgischen OP-Dienstleister tätig, bei dem mir administrative Tätigkeiten weitestgehend abgenommen werden und ich mich ausschließlich auf die Patientenversorgung konzentrieren kann. Ich wohne mit meiner Familie in Frankfurt am Main. Heute ist ein typischer Arbeitstag. Um 7:30 Uhr komme ich in die Räumlichkeiten der telechirurgischen Zentrale. Unser Standort liegt in einem der modernsten Hochhäuser im Herzen von Frankfurt. Nach Passieren einer Sicherheitskontrolle, bei der mein Personalausweis überprüft und meine biometrischen Merkmale abgeglichen werden, öffnet sich eine Glastür und ich trete in einen Sicherheitsbereich ein. Im Foyer dieses Bereichs, der einer Lounge in einem Flughafen ähnelt, hängt an einer Wand ein großes digitales Display. Im Gegensatz zu den Darstellungen des Operationsprogramms im Zentral- OP großer Kliniken wird hier das Tagesprogramm des jeweiligen Operateurs mit dem Namen des Patienten und der geplanten Operation angezeigt. Mir sind heute drei Operationen zugeordnet. Am Morgen führe ich eine radikale Prostatektomie in einem Klinikum in Sachsen durch. Am Nachmittag folgen zwei Niereneingriffe in einem Krankenhaus in Schleswig-Holstein. Da in den vergangenen Jahren Operationsroboter weiterer Hersteller auf den Markt gekommen sind und die Krankenhäuser, für die wir unsere Dienstleistung erbringen, mittlerweile unterschiedliche Systeme nutzen, werde ich heute in zwei unterschiedlichen Räumen operieren. Beide Kliniken verfügen aufgrund der oben genannten Veränderungen seit mehreren Jahren nicht mehr über einen eigenen Roboterchirurgen und buchen bei Bedarf Kapazitäten über unsere telechirurgische Plattform.
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Bildquelle: Prof. Dr. Friedrich-Carl von Rundstedt



