Jeder zehnte bis jeder fünfte Arzttermin wird in Deutschlands Praxen ohne Begründung nicht wahrgenommen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung forderte unlängst eine Ausfallgebühr; jetzt schließt sich der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte an und fordert eine Strafgebühr fürs Termin-Schwänzen.
Bis zu 100 Euro sollen Patienten zahlen, die gebuchte Arzttermine versäumen. In der Politik findet dieser Vorschlag zunehmend Gehör. Für den GKV-Spitzenverband ist es hingegen nur ein „beschämenden Überbietungswettbewerb“. BVKJ-Verbandssprecher Jakob Maske sprach gegenüber „Bild“ Klartext: „Es ist nicht mehr zu akzeptieren, dass Patienten Termine verbindlich vereinbaren und diese nicht wahrnehmen. Um Patienten dafür zu sensibilisieren, wäre ein Ausfallhonorar von bis zu 100 Euro, je nach Länge des vorgesehenen Termins, erforderlich.“ Viele Urologen würden das bestimmt unterschreiben.
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, hatte eine Ausfallgebühr „in Höhe von 10 bis 20 Euro“ gefordert. Das sei heute allgemein üblich. Die KBV hatte aber noch einen zweiten Gedanken und will diese Gebühr für das Nichterscheinen von Patienten den Krankenkassen in Rechnung stellen.
Der GKV-Spitzenverband sieht das Thema anders: „Wir brauchen keine Diskussion darüber, dass eine junge Mutter, die es mit ihrem kranken Kind nicht rechtzeitig zu ihrem Kinderarzt schafft, auch noch 100 Euro Strafe zahlen muss“, so GKV-Sprecher Florian Lanz gegenüber dem Ärztenachrichtendienst. „Das entwickelt sich zu einem beschämenden Überbietungswettbewerb, wer kranken Menschen am meisten Geld abnehmen möchte.“ Stattdessen sollten Fachärzte mehr Termine anbieten, um die Wartezeiten zu reduzieren.
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