Prof. Dr. Stefan Zimny, Schwerin, im Interview
Diabetes Typ 2 betrifft in Deutschland rund zehn Millionen Menschen, mit jährlich steigenden Fallzahlen. Doch wie sieht die moderne Behandlung aus, und welche Rolle spielt Insulin heute noch? Prof. Dr. Stefan Zimny aus Schwerin, Experte auf dem Gebiet der Diabetologie, gibt im Interview spannende Einblicke in die neuesten Entwicklungen.
Ein zentraler Punkt ist die Tatsache, dass 70–80 % der Patienten bei der Erstdiagnose adipös sind. Diese Patienten haben nicht nur ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, sondern auch für bestimmte Krebsarten, darunter kolorektale Karzinome, Leber- und Pankreaskrebs sowie Brustkrebs. Die Folge: Ein signifikanter Verlust an Lebensjahren – bis zu 17 Jahre bei Frauen und 14 Jahre bei Männern, wenn die Diagnose im jungen Alter erfolgt.
Die moderne Therapie hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Neben der Standardbehandlung mit Metformin und GLP-1-Rezeptor-Agonisten gibt es mittlerweile Dual-, Triple- und sogar Quadruple-Agonisten, die nicht nur den HbA1c-Wert um bis zu 2 % senken, sondern auch eine Gewichtsreduktion von über 15 % ermöglichen. Triple- und Qaudruple-Agonisten sind noch in der klinischen Erforschung und nicht im Markt verfügbar. Studien zeigen, dass fast 70 % der Patienten mit diesen Medikamenten ihr HbA1c-Ziel von unter 7 % erreichen – für viele fast eine Heilung.
Doch was bedeutet das für Insulin? Prof. Zimny betont, dass Insulin weiterhin für bestimmte Subtypen von Typ-2-Diabetes essenziell bleibt. Etwa 25 % der Patienten benötigen es aufgrund einer Insulindefizienz, am ehesten durch eine nichtimmunogene Beta-Zellapoptose bedingt. Eine präzise Diagnostik, unter anderem durch die Messung von C-Peptid und Plasma-Glukose, ermöglicht eine maßgeschneiderte Therapie.
Die Zukunft der Diabetesbehandlung liegt in einer differenzierten und personalisierten Herangehensweise – und Insulin wird dabei weiterhin eine wichtige, wenn auch spezialisierte Rolle spielen.
Interview mit Prof. Dr. Stefan Zimny
Bildquelle: © mgo fachverlage



