Hitze stellt das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko für Menschen in Deutschland dar. Strategien für eine widerstandsfähige Gesellschaft aus ärztlicher Sicht. Ein Statement von Dr. med. Martin Herrmann beim DGIM-Kongress 2025
- Die vergangenen Hitzesommer haben gezeigt, dass enormer Handlungsbedarf besteht. So wurden für den Sommer 2022 in Deutschland 9100 hitzeassoziierte Todesfälle berechnet. Hitze hat multiple Auswirkungen auf die Gesundheit und schränkt die Produktivität und das Wohlergehen der Gesellschaft ein. Eine erhöhte hitzebedingte Krankheitslast ist in nahezu allen Fachgebieten der Medizin auszumachen. Dies strapaziert die Kapazitäten des ohnehin belasteten Gesundheitssystem weiter.
- Hitzeereignisse nehmen zukünftig an Häufigkeit und Stärke weiter zu, gleichzeitig erhöht sich auch die Anzahl der Risikopersonen durch die demografischen Entwicklungen weiter.
- Unvorhersehbare und flächendeckende Hitzewellen können sich zu Großschadensereignissen und Katastrophen entwickeln, die ein hohes Maß an Anpassungs- und Reaktionsfähigkeit, besonders im Gesundheitswesen, erfordern.
Gesundheitlicher Hitzeschutz erst seit 2019 auf der Agenda
Bis vor wenigen Jahren wurde die zunehmende Bedrohung durch Hitze als Folge der Erderwärmung in der Gesellschaft, aber auch im Gesundheitssektor nicht ernst genommen. Das hat sich seit 2019 geändert. Fridays for Future hat die Klimakrise in die Mitte der Gesellschaft getragen, Health for Future und KLUG e.V. haben die Gesundheitsfolgen der Klimakrise im Gesundheitssektor zum Thema gemacht. Die Bundesärztekammer hat noch 2019 eine Arbeitsgruppe für Klimawandel und Gesundheit initiiert und sich an der Erstellung des ersten deutschen Lancet Countdown Policy Briefs für Deutschland beteiligt. Die erste Empfehlung dieses Policy Briefs: flächendeckende Entwicklung und Umsetzung von Hitzeaktionsplänen.
Rolle der Ärzteschaft – Meilensteine
- 2019 Beteiligung Bundesärztekammer an Kooperation mit Lancet Countdown gemeinsam mit Helmholtz Zentrum München, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Charité – Universitätsmedizin Berlin und KLUG. Weitere Policy Briefs folgen 2020, 2021, 2024
- Positionspapiere vieler Fachgesellschaften zu Klimawandel und Gesundheit, dabei Priorisierung von gesundheitlichem Hitzeschutz
- März 2022: Gründung erstes Hitzeaktionsbündnis durch Ärztekammer Berlin, Senat Berlin und KLUG
- 2023: Positionspapier der Bundesärztekammer zum gesundheitsbezogenen Hitzeschutz
- 2023: Initiierung erster bundesweiter Hitzeaktionstag durch Bundesärztekammer und KLUG
- 2023: Bundespressekonferenz zum Hitzeaktionstag. Bundesminister Lauterbach verspricht nationalen Hitzeschutzplan.
- 2024: Bundesärztekammer und KLUG initiieren breites Bündnis von mehr als 50 großen bundesweiten Verbänden für zweiten bundesweiten Hitzeaktionstag. An Kernteam beteiligen sich GKV-Spitzenverband, Deutsche Krankenhausgesellschaft, Hausärztinnen- und Hausärzteverband, AWO Bundesverband, Deutscher Pflegerat, Bundesärztekammer und KLUG e.V.
Die Ärzteschaft hat eine Führungsrolle bei der Aufklärung zu Gesundheitsgefahren infolge der Klimakrise. Gesundheitssektor und Gesellschaft müssen gemeinsam zu schnellem Handeln bewegt werden. Dabei ist gesundheitlicher Hitzeschutz das wichtigste Einstiegsthema. Seit 2019 nimmt die Ärzteschaft diese Rolle innerhalb des Gesundheitssystems zunehmend wahr. Es geht jetzt darum, dass sie auch die Gesellschaft in der Breite und Tiefe mobilisiert.
Statement von Dr. med. Martin Herrmann
Quelle: Pressekonferenz beim DGIM-Kongress am 3.5. 2025 in Wiesbaden
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