Eine adäquate Schmerztherapie sollte integraler Bestandteil der Behandlung von Krebspatienten sein. Für die Schmerztherapie gibt es Regeln, wobei andererseits zunehmend differenzierte individuelle Ansätze verfolgt werden. Aber es gibt immer noch große Versorgungslücken.
Laut der Deklaration von Montreal ist der Zugang zu einer adäquaten Schmerztherapie ein menschliches Grundrecht. Die Deklaration wurde 2011 von der Internationalen Schmerzgesellschaft IASP (International Association for the Study of Pain) herausgegeben. Zugang zur Schmerztherapie ohne Diskriminierung sei ein Indikator für zeitgemäße Gesundheitssysteme. Hintergrund der Deklaration von Montreal war die Tatsache, dass weltweit mit Blick auf die Versorgung von Schmerzpatienten große Defizite bestehen.
Nach wie vor große Versorgungslücken
Das gilt – speziell mit Blick auf die Versorgung von Krebspatienten – auch für Deutschland. Belastbare Daten zur Versorgungssituation lieferte die 2017 von der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) und der Deutschen Schmerzliga (DSL) durchgeführte „PraxisUmfrage Tumorschmerz“. Mehr als 5.500 Krebspatienten, die meist an Karzinomen von Gastrointestinum, Lunge, Mamma oder Prostata litten, nahmen an der Umfrage teil. Bei zwei von drei Betroffenen bestand die Schmerzsymptomatik seit mindestens drei Jahren. Mit Hilfe eines von der DGS entwickelten standardisierten Fragebogens wurde die Qualität der Schmerzversorgung erfasst. Der Fragebogen wird in schmerzmedizinischen Einrichtungen genutzt, um Tumorschmerzpatienten individualisiert und bedarfsorientiert zu versorgen. Laut Studienleiter Dr. med. Michael Überall, Nürnberg, deckte die Umfrage gravierende Defizite bei der Schmerzbehandlung von Krebspatienten auf. Zwar erhielt die Mehrzahl der Befragten (knapp zwei Drittel) ein hochpotentes Opioid der WHO-Klasse III, trotzdem war die Schmerzkontrolle bei mehr als der Hälfte der Befragten unzureichend. Fast ein Drittel aller Patienten berichteten über einen hohen schmerzbedingten Leidensdruck bzw. starke schmerzbedingte Einschränkungen im Alltag.



