Auf der diesjährigen Jahrestagung der Amerikanischen Akademie für Neurologie (AAN) wurden in San Diego viele spannende Abstracts vorgestellt. Ein spannender Themenblock drehte sich um den Einfluss von Schlaf auf unterschiedliche neurologische Prozesse.
Beunruhigende Träume als Risikofaktor für vorzeitige Sterblichkeit?
So konnte Dr. med. Abidemi Otaiku, Imperial College London, in einer bevölkerungsbasierten Multikohortenstudie zeigen, dass beunruhigende Träume das Risiko vorzeitiger Sterblichkeit erhöhen können [1]. In der Studie wurden zusammengefasste Daten aus drei US-amerikanischen Kohortenstudien (Midlife in the United States [MIDUS]; The Wisconsin Sleep Cohort [WSC]; The Osteoporotic Fractures in Men Study [MrOS]) verwendet, wobei die Häufigkeit belastender Träume zu Studienbeginn in allen Kohorten angegeben wurde. Die vorzeitige Gesamtmortalität (vor dem 75. Lebensjahr) wurde anhand von Studiendaten (erstellt von 2000–2024) definiert. Die Cox-Regression wurde verwendet, um den prospektiven Zusammenhang zwischen belastenden Träumen und vorzeitiger Sterblichkeit zu analysieren. In MIDUS wurde die Geschwindigkeit der biologischen Alterung zu Studienbeginn mithilfe der epigenetischen Uhr DunedinPACE (DNA-Methylierungs-Biomarker für das Alterungstempo) gemessen.
Mittels Mediationsanalyse wurde untersucht, ob eine beschleunigte biologische
Alterung in Zusammenhang mit belastenden Träumen und vorzeitiger Sterblichkeit steht.
Von den insgesamt 4.105 Teilnehmern (durchschnittliches Alter = 60,3 Jahre, Altersspanne = 26–74) hatten 335 (8,2 %) zu Beginn häufig belastende Träume. Während der 18,3-jährigen Nachbeobachtung wurden 227 Fälle vorzeitiger Sterblichkeit dokumentiert. Nach Anpassung an demografische Merkmale waren häufige belastende Träume mit einem fast dreifach erhöhten Risiko eines vorzeitigen Todes in der zusammengefassten Kohorte (HR = 2,57, P < 0,001) und in jeder Kohorte separat verbunden (MIDUS: HR = 2,74; WSC: HR = 2,77; MrOS: HR = 2,25; P < 0,05). In der MIDUS-Studie wiesen Personen mit häufigen belastenden Träumen eine schnellere biologische Alterung auf (P = 0,009). Diese stand wiederum bei 21 % in Zusammenhang mit belastenden Träumen und Sterblichkeit.
Fazit von Otaiku: Erwachsene mit häufigen quälenden Träumen altern biologisch schneller und sterben früher. Zukünftige Studien müssen klären, ob die Behandlung quälender Träume die biologische Alterung verlangsamen und das Sterberisiko in der Allgemeinbevölkerung senken kann.
Schlafapnoe erhöht Sterberisiko bei Kindern mit Epilepsie
Spannend waren auch die Daten zum Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und erhöhtem Sterberisiko bei Kindern mit schwerer Epilepsie [2]. Schlafapnoe ist eine häufige und schwerwiegende Schlafstörung, die durch wiederkehrende Atemaussetzer während des Schlafs gekennzeichnet ist. Sie kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kognitive Beeinträchtigungen und ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod verursachen. Der Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und der Sterblichkeit bei Personen mit schwerer Epilepsie ist bislang jedoch noch wenig erforscht.
In dieser retrospektiven Beobachtungsstudie mit der US-amerikanischen Komodo-Datenbank wurden Patienten mit schwerer Epilepsie eingeschlossen, wenn sie zwischen dem 1. Januar 2018 und dem 31. Dezember 2022 mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllten: epilepsiebedingter Aufenthalt in der Notaufnahme oder im Krankenhaus, Diagnose eines Status epilepticus oder generalisierte tonisch-klonische Anfälle. Insgesamt wurden 2.355.410 Patientenjahre von 968.993 einzelnen Patienten ausgewertet. So wurden Patienten mit zentraler Schlafapnoe (CSA: 15.486 Patientenjahre) und sonstiger
Schlafapnoe (OSA, einschließlich obstruktiver Apnoe: 313.024 Patientenjahre)
identifiziert. Zusätzliche Komorbiditäten wurden anhand des Charlson-Komorbiditätsindex definiert und die standardisierten Mortalitätsraten (SMRs) wurden nach Altersgruppen angegeben.
Die Autorinnen und Autoren konnten zeigen, dass Schlafapnoe mit einer erhöhten Sterblichkeit bei Kindern und Jugendlichen mit schwerer Epilepsie im Alter von 1–17 Jahren verbunden ist. So wurden für die Kinder bis zum Alter von 17 Jahren mit schwerer Epilepsie und CSA oder OSA eine SMR von 135,9 bzw. 74,2 ermittelt. Die SMR nahmen mit zunehmendem Alter für alle analysierten Komorbiditäten ab. 46 % der Patienten mit Schlafapnoe (CSA & OSA) und schwerer Epilepsie erhielten eine positive Atemwegsdrucktherapie (CPAP & Bi-PAP). Den Autoren zufolge sei weitere Forschung wichtig, um die klinische Praxis zu informieren und das Bewusstsein für das erhöhte
Sterblichkeitsrisiko von Schlafapnoe in dieser gefährdeten Altersgruppe zu schärfen.
Quelle: American Academy of Neurology 2025 Annual Meeting
1. Abidemi Otaiku: Beunruhigende Träume und das Risiko vorzeitiger Sterblichkeit, Multikohortenstudie, UK Dementia Research Institute, Imperial College London
2. Dedeurwaerdere S et al. Schlafapnoe ist mit einem hohen Sterberisiko bei Kindern mit schwerer Epilepsie verbunden, Union Chimique Belge (UCB)
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