Das eigene Kind zum ersten Mal im Arm zu halten, ist zweifelsohne ein besonderer und überwältigender Moment im Leben – doch nicht für jede junge Mutter bedeutet er eine Welle des Glücks. Der „Baby Blues“ als postpartales Stimmungstief ist ein häufiges Phänomen, das aber bei 10-15% der Frauen auch nach den ersten Wochen nicht verschwindet: Sie entwickeln eine postpartale Depression, die ihnen dann häufig auch noch große Schuldgefühle bereitet. Die Erkrankung kann eine große Belastung für die gesamte frisch gebackene Familie sein, ist aber im Normalfall gut behandelbar. Um die Prognose weiter zu verbessern, arbeiten Forschende an einem Kriterienkatalog, die eine leichtere Vorhersage und damit frühere Behandlung ermöglicht.
Dafür hat eine Studie, die im Januar in der Fachzeitschrift Neuropsychopharmacology erschienen ist, 136 Frauen begleitet, die während der Schwangerschaft keine Anzeichen für Depressionen zeigten. Gemessen wurde dabei die Konzentration bestimmter neuroaktiver Steroide im Blut während des zweiten und dritten Schwangerschaftstrimesters sowie die psychische Verfassung in den Monaten nach der Geburt.
Von den untersuchten Frauen entwickelten 33, also knapp ein Viertel, eine postpartale Depression. Bei den Betroffenen konnte ein charakteristisches Muster neuroaktiver Steroide festgestellt werden: Ein niedrigeres Pregnanolon-Progesteron-Verhältnis sowie ein erhöhtes Isoallopregnanolon-Pregnanolon-Verhältnis im dritten Trimester. Dieses Ungleichgewicht erhöhte das Risiko, eine postpartale Depression zu entwickeln, um das bis zu Vierfache.
Die Autorinnen und Autoren der Studie sind zuversichtlich, dass diese Ergebnisse zur Entwicklung eines neuen klinischen Tests beitragen könnten. Dafür müssen sie allerdings noch repliziert werden. Die frühe Vorhersage einer postpartalen Depression anhand der Biomarker würde es ermöglichen, Betroffenen noch vor Symptombeginn Hilfe und Unterstützung anzubieten.
Text: Julina Pletziger
Zur Originalstudie kommen Sie hier.
Quelle: Osborne LM, Etyemez S, Pinna G, et al. Neuroactive steroid biosynthesis during pregnancy predicts future postpartum depression: a role for the 3α and/or 3β-HSD neurosteroidogenic enzymes? Neuropsychopharmacology. 2025
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