Psyche und Darm gemeinsam betrachten
Bauchschmerzen sind eines der häufigsten Symptome bei Kindern und Jugendlichen und beeinträchtigen deren Lebensqualität und die gesunde Entwicklung. Oft stehen Eltern und Behandelnde vor der Herausforderung, die Ursachen zu identifizieren, besonders, wenn keine klaren organischen Befunde vorliegen. Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung der Darm-Hirn-Achse noch klarer, die eine wichtige Rolle bei der Krankheitsentstehung und -behandlung spielt [1].
Darm-Hirn-Achse
Ist die bidirektionale Darm-Hirn-Achse und deren Kommunikation über endokrine, humorale und immunologische Prozesse gestört, kann es zu Symptomen funktioneller Bauchschmerzen kommen. International führte dies zur Einführung des Begriffs »Erkrankungen mit gestörter Darm-Hirn-Interaktion«. Sie dient als Grundlage für das biopsychosoziale Modell der Erkrankung, das Schmerzauslöser in diese drei Bereiche eingruppiert und zur Beratung von Patientinnen und Patienten sowie Eltern herangezogen wird [1].
Diagnostische Herausforderung bei Kindern
Besonders bei jüngeren Kindern ist die Diagnose funktioneller gastrointestinaler Beschwerden schwierig, da diese oft ihre Schmerzen nicht genau beschreiben können. Essenziell ist daher eine detaillierte Anamnese, ergänzt durch eine gezielte Labordiagnostik und einen Ultraschall des Bauchs. Zwar sind seltene organische Ursachen wie Zöliakie nicht auszuschließen, doch funktionelle Beschwerden sind häufig das Ergebnis einer komplexen Wechselwirkung zwischen Darm und Psyche [2].
Aufklärung und Einbeziehung der Familie
Es ist wichtig, den betroffenen Kindern und ihren Eltern verständnisvoll zu erklären, dass die Schmerzen »real« sind, auch wenn keine organische Ursache festgestellt werden konnte. Ein Bauchschmerzprotokoll, das über einige Wochen geführt wird, kann helfen, individuelle Schmerztrigger und -verstärker zu identifizieren und zu vermeiden [2]. Hintergründe zur Erkrankung und möglichen Maßnahmen können kindgerecht beispielsweise über die Webseite »Meine Bauchstelle« vermittelt werden. Das Verständnis der Darm-Hirn-Achse ist hierbei zentral, aber auch die Aufklärung über das biopsychosoziale Schmerzmodell der pathophysiologischen Ursachen.
1. »Darm-Hirn-Achse – Volkskrankheiten auf dem Vormarsch«. Abstract DGKJ, Bayer, Prof. Dr. med. Patrick Gerner, 2024.
2. »Von der Theorie in die Praxis: Funktionelle Bauchschmerzen bewerten und behandeln.« Dr. Slim Saadi, KKJ 2024.
Quelle: Symposium »Psyche & Darm im Einlkang – wiederkehrende Bauchschmerzen im Praxisalltag« im Rahmen des KKJ 2024 (Kongress für Kinder- und Jugendmedizin), 21.9.2024, Mannheim. Veranstalter: Bayer Vital GmbH (Iberogast Classic® und Advance®). Exklusivbericht Pink Carrots.
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