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Diabetestherapie bei Kindern und Jugendlichen: Neue Hybrid-AID-Systeme

Kind mit Insulinpumpe

Diabetestherapie bei Kindern und Jugendlichen: Neue Hybrid-AID-Systeme

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Erschienen in: pädiatrische praxis

Neueste Technologien in der Diabetestherapie beinhalten Systeme zur automatischen Insulin-Dosierung (AID). Eine kürzlich publizierte Metaanalyse hat den Einsatz von AID-Systemen bei Kindern und Jugendlichen mit der konventionellen Insulintherapie verglichen.

Der Diabetes-Atlas der IDF (International Diabetes Federation) beziffert für 2021 die an Typ-1-Diabetes (T1D) erkrankten Kinder und Jugendlichen (<20 Jahre) weltweit mit 1,21 Millionen. Jedes Jahr kommen knapp 150.000 neue Fälle dazu. Die chronische Autoimmunkrankheit führt aufgrund des fehlenden körpereigenen Insulins zu Hyperglykämien. Die American Diabetes Association (ADA) empfiehlt aktuell das HbA1c-Level (glykosyliertes Hämoglobin A1c) unter 7 % zu halten. Daraus lässt sich eine Zeit im Zielbereich (TIR) von 65–75 % ableiten. Trotz Systemen für die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) und modernen Insulinpumpen erreichen in den USA weniger als 10 % der T1D-betroffenen Kinder und Jugendlichen (≤17 Jahre) diese internationale Vorgabe. Für die Familien bedeutet die Erkrankung der Kinder eine hohe Belastung und eine reduzierte Lebensqualität.

AID-Technologie

Die neuesten Technologien beinhalten Systeme zur automatischen Insulin-Dosierung (AID). Dabei handelt es sich um ein Hybrid-System mit einem geschlossenen Regelkreis (closed loop), in dem die vom CGM-Sensor gemessenen Glukosewerte in einem Algorithmus so verarbeitet werden, dass eine individuelle Insulindosierung automatisch über das gekoppelte Pumpsystem verabreicht wird.

AID-Systeme zeigten in drei Metaanalysen bei ambulant behandelten Erwachsenen mit T1D bereits ein verbessertes Glukose-Management verglichen mit einer klassischen Insulinpumpen-Therapie.

Studiendesign

Ob die AID-Technologie auch zur langfristigen Blutzuckerkontrolle bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden kann, haben chinesische Wissenschaftler in einer Metaanalyse untersucht. Es erfolgte eine Abfrage in den Datenbanken PubMed®, Embase®, dem Cochrane Central Register of Controlled Trials und ClinicalTrials.gov bis zum 04. Mai 2023 bezüglich Studien, in denen AID-Systeme mit konventionellen Therapiemethoden (MDI-, CSII- und SAP-Systeme mit oder ohne Unterbrechung bei niedrigem Glukosespiegel*) verglichen wurden.

Für die Metaanalyse wurden 25 randomisierte Kontrollstudien mit insgesamt 1.345 Teilnehmenden mit T1D (Durchschnitts alter: 3,9–17 Jahre; HbA1c-Wert: 7,3–10,6 %) ausgewählt. Die Teilnehmenden wurden ambulant behandelt und als primärer Endpunkt diente der prozentuale Anteil der Gesamtzeit im Zielbereich (TIR = 3,9–10 mmol/L).

Darüber hinaus interessierte die Forschenden die Zeit unterhalb des Zielbereichs (Time Below Range, TBR <3,9 mmol/L), die Zeit oberhalb des Zielbereichs (Time Above Range, TAR >10 mmol/L) sowie schwere hypoglykämische Ereignisse und diabetische Ketoazidose (sekundäre Endpunkte).

Längere Zeit im Zielbereich mit AID

Im Ergebnis zeigte sich in allen Studien deutlich und mit hoher Sicherheit, dass die Teilnehmenden mit einem AID-System sich eine längere Zeit im Zielbereich (+ 11,38 %: 164 zusätzliche Minuten) aufhielten als die mit einer konventionellen Insulintherapie. Die Autorinnen und Autoren vermuten eine weitere Verbesserung durch Nutzung eines dualen AID-Systems mit zwei Hormonen. Die Zeit oberhalb und unterhalb des Zielbereichs war bei der Nutzung von AID-Systemen entsprechend reduziert (TAR >10 mmol/L: – 176 min, TBR <3,9 mmol/L: – 8 min). Die Ergebnisse waren konsistent unabhängig davon, ob die Studie 3 oder 6 Monate andauerte. Es zeigten sich bei den meisten Studien keine nachteiligen Ereignisse.

Zahlen-Daten-Fakten AID-Systeme bei Diabetes
Zahlen-Daten-Fakten AID-Systeme bei Diabetes

Die Stichprobengröße war bei einigen Studien sehr gering, und aufgrund einer fehlenden Verblindung in den meisten randomisierten Studien könnten die Ergebnisse verzerrt sein. Dass die eingeschlossenen Studien heterogen bezüglich Konzeption, Dauer und verwendeter Technologien angelegt waren, schränkt die Interpretation der gewonnen Ergebnisse ebenfalls ein. Eine Übertragung auf gewisse Betroffenengruppen, beispielsweise mit unbewussten Hypoglykämien oder einem hohen HbA1c-Wert, bleibt laut Autorinnen und Autoren fraglich.

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass bei ambulant behandelten Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes die neuen AID-Systeme kurz- und langfristig eine höhere Wirksamkeit im Glukosemanagement zeigen, verglichen mit einer konventionellen Insulintherapie. Weiterführende Studien zur Anwendung bei speziellen Untergruppen und bspw. zu Dual-Hormon-AID-Systemen im Vergleich zu Single-Hormon-AID-Systemen sind erforderlich.

*MDI: multiple daily insulin injection, CSII: continuous subcutaneous insulin infusion, SAP: sensor-augmented pump

Verfasst von: Birgit Schulze

Originalpublikation: Zeng B, Gao L, Yang Q, Jia H, Sun F. Automated Insulin Delivery Systems in Children and Adolescents With Type 1 Diabetes: A Systematic Review and Metaanalysis of Outpatient Randomized Controlled Trials. Diabetes Care 2023; 46: 2300–2307. doi: 10.2337/dc23–0504.

Bilderquelle: © click_and_photo – stock.adobe.com; Symbolbild

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