Bis 2023 will die WHO Hepatitiden als globale Gesundheitsbedrohung beseitigen. Die Impfung gegen Hepatitis B bietet in den meisten Fällen einen lebenslangen Schutz vor dieser übertragbaren Krankheit. Welche Impfstoffe es gibt und wie sie angewendet werden.
Impfpräventable Erkrankungen spielen eine relevante Rolle im globalen Gesundheitsgeschehen. Weltweit sind das Hepatitis-B- und das Hepatitis-A-Virus (HBV und HAV) jeweils für fast 1,5 Millionen Neuinfektionen pro Jahr weltweit, mit ca. 7.000 Todesfällen für Hepatitis A (2016) und geschätzten 820.000 Todesfällen für Hepatitis B (2019) verantwortlich. Fast 300 Millionen Menschen leiden an einer HBV-Infektion und sind dem Folgerisiko der Leberzirrhose und des hepatozellulären Karzinoms ausgesetzt. Ziel der WHO ist es, virale Hepatitiden bis zum Jahr 2030 als Bedrohung der öffentlichen Gesundheit zu beseitigen. Ein Kernteil der Strategie sind Impfungen. Gerade im Bereich der Hepatitis B lässt sich bei den meisten Menschen ein lebenslanger Schutz vor einer übertragbaren Erkrankung mit erheblichen Folgen für die Gesundheit erreichen.
In den letzten Jahren haben die Meldungen von Hepatitis B- Infektionen in Deutschland deutlich zugenommen (Abb. 1). Im Jahre 2023 wurden mehr als 23.000 Fälle gemeldet. Hier gilt es zu berücksichtigen, dass seit 2019 nicht nur akute, sondern alle Infektionen unabhängig vom klinischen Bild und Infektionsstadium zu melden sind. Außerdem wurde 2021 das Hepatitis-Screening als Bestandteil der Gesundheitsuntersuchung im GKV-Bereich eingeführt, was mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Häufung der Meldungen geführt hat. Dennoch sind die Zahlen hoch und in Hinblick auf das WHO-Ziel besteht Handlungsbedarf. Auch wenn ein Großteil der Infektionen in Deutschland stattfindet, ist das Risiko für Reisende in Endemiegebiete erhöht und die Hepatitis-B-Impfung sollte fester Bestandteil der reisemedizinischen Beratung sein.
Zu Impfung gegen Hepatitis B stehen mehrere Impfstoffe in Deutschland zur Verfügung. Die meiste Erfahrung hat man mit den beiden Impfstoffen Engerix B und HBVaxPro, bei denen rekombinantes AHbs-Antigen an Aluminiumhydroxid adsorbiert wird. Die Grundimmunisierung wird mit 3 Impfungen mit je einer Dosis am Tag 0, nach 1 Monat und nach 6 Monaten durchgeführt. Ein Impfschutz besteht nach der zweiten Impfung. Für dringliche Indikationen steht ein Schnellschema mit Impfungen am Tag 0, 7 und 21 zur Verfügung, wobei dann nach 1 Jahr nochmals geimpft werden sollte. Hier besteht ein Impfschutz nach der dritten Dosis. Für Kinder und Jugendliche bis einschließlich 15 Jahre werden die entsprechenden Kinderimpfstoffe mit reduzierter Dosis im gleichen Schema verwendet. Im Alter von 11 bis 15 Jahren kann auch mit 2 Dosen Engerix-B Erwachsenenimpfstoff im Abstand von 6 Monaten geimpft werden. Alternativ ist seit 2021 mit Heplisav B für Erwachsene ein adjuvantierter Hepatitis-B-Impfstoff in Deutschland zugelassen. Durch das Adjuvanz kann eine vollständige Grundimmunisierung mit nur 2 Dosen im Abstand von 1 Monat erreicht werden. Auch bei der Impfung von Low- oder Non-Respondern oder Personen, bei denen eine eingeschränkte Immunantwort zu erwarten ist, kann ein Versuch mit dem adjuvantierten Impfstoff durchaus Sinn machen.Neu ist für Erwachsene seit 2022 auch der Impfstoff PreHevbri, bei dem zusätzlich 2 Vorstufen von Hbs-AG an Aluminiumhydroxid gebunden werden. Auch hier werden 3 Impfungen gegeben. Auch hier zeigte sich eine höhere Protektionsrate als bei den Standardimpfstoffen. Mit Fendrix gibt es außerdem einen Impfstoff mit doppelter Dosierung zur Verwendung bei Personen ab 15 Jahren, die an einer Niereninsuffizienz leiden.
Hoher Antikörper – lebenslanger Schutz
Die STIKO empfiehlt für Impfungen im Rahmen der oben genannten Indikationsgruppen eine serologische Anti-HBs-Kontrolle nach 4–8 Wochen. Liegt der Antikörper einmal über 100 IE/l, kann bei Immunkompetenten von einer dauerhaften Immunität ausgegangen werden. Um weitere überflüssige Hepatitis-B-Impfungen oder Titerbestimmungen zu vermeiden, sollte der Anti-HBs-Titer im Impfpass vermerkt werden. Liegt das Ergebnis zwischen 10 IE/l und 99 IE/l, handelt es sich um einen „low responder“. Hier kann direkt eine erneute Impfung gegeben und nach 4 bis 8 Wochen erneut Anti-Hbs bestimmt werden. Dieses Vorgehen kann mehrfach wiederholt werden. Alternativ kann auch eine Impfung mit Heplisav B, PreHevbri oder Fendrix versucht werden. Auch die Kombination mit anderen Impfstoffen (z.B. Influenza) kann zu einer Serokonversion führen. Das gleiche Vorgehen wird bei einem Anti-Hbs-Titer unter 10 IE/l angewandt. Hier sollte jedoch unbedingt noch eine Bestimmung von HBsAg und Anti-HBc zum Ausschluss einer chronischen HBV-Infektion erfolgen. Bei humoraler Immunsuppression sollte jährlich, bei hohem Expositionsrisiko alle 10 Jahre kontrolliert und gegebenenfalls geimpft werden. Da viele Menschen irgendwann in ihrem Leben ein Expositionsrisiko haben, kann es Sinn machen, den Antikörper nach abgeschlossener Impfserie im Säuglingsalter zu kontrollieren, um weitere Impfungen zu vermeiden und einen sicheren Schutz zu haben.
Kombinationsimpfstoffe
Neben den monovalenten Impfstoffen gegen Hepatitis B steht mit Twinrix auch ein Kombinationsimpfstoff mit Hepatitis A zur Verfügung. Wie bei den monovalenten Impfstoffen wird der Kombinationsimpfstoff ebenfalls für Kinder und Jugendliche ab dem ersten Lebensjahr sowie für Erwachsene ab dem vollendeten 16. Lebensjahr in doppelter Dosierung angeboten. Die Standard-Grundimmunisierung besteht auch hier aus drei Impfdosen (Monat 0,1,6). Zu beachten ist, dass die Kombination im Vergleich zu monovalenten Hepatitis-A-Impfstoffen nur den halben Hepatitis-A-Antigen-Gehalt enthält. Damit reicht eine einzelne Dosis nicht aus für einen Schutz auf Reisen. Hier sollten mindestens zwei Impfungen erfolgen. Ein Schnellimpfschema ist für Erwachsene analog zur monovalenten Impfung gegen Hepatitis B an den Tagen 0,7 und 21 mit Folgeimpfung nach 12 Monaten möglich. Die Dauer des Impfschutzes sollte dem der monovalenten Impfstoffe entsprechen.
Mit Zulassung für Säuglinge und Kleinkinder stehen hexavalente Impfstoffe ab 6 Wochen zur Verfügung, die im Rahmen einer Neuimmunisierung auch bei Erwachsenen, z.B. nach Stammzelltransplantation verwendet werden.
Autor: Dr. med. Markus Frühwein
Quelle: Der Allgemeinarzt
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