Mit Veröffentlichung der VIALE-A-Studie steht für ältere, unfitte AML-Patienten mit der hypomethylierenden Substanz 5-Azazytidin in Kombination mit dem BCL-2-Inhibitor Venetoclax eine effiziente (CR/CRi-Rate von 66,4 %), nebenwirkungsarme und ambulant durchführbare Therapie zur Verfügung [1, 2]. Diese Therapie ermöglicht ähnliche Remissionsraten wie die herkömmliche Chemotherapie mit Cytarabin/Daunorubicin oder deren liposomale Variante CPX-351. Dieser Artikel beleuchtet, wie neue Biomarker in Zukunft auch für junge Patienten die Therapieentscheidung individualisieren können, um die Ansprechraten weiter zu verbessern und Nebenwirkungen zu reduzieren.
Leukämiestammzellen – die AML als hierarchische Erkrankung
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Akute myeloische Leukämie (AML) als eine hierarchischorganisierte Erkrankung, analog des gesunden Blutsystems, offenbart. Somit haben nicht alle Leukämieblasten die gleichen funktionellen Eigenschaften: Nur Leukämie-Stammzellen (LSC) können die Erkrankung in immundefizienten Mäusen generieren während reifere blastäre Zellen analog reifer hämatopoietischer Zellen nach einiger Zeit automatisch absterben ohne eine sich selbst erhaltene Erkrankung zu generieren. Um diese LSC zu identifizieren wurden multiple Marker studiert und initial CD34 und CD38 identifiziert [3]. Da allerdings viele, insbesondere NPM1-mutierte AML-Zellen kein CD34 auf der Oberfläche exprimieren, hat sich in den letzten Jahren der G-Protein-gekoppelte Rezeptor GPR56 als in fast allen Patienten in unterschiedlicher Frequenz (0,5–80 % der Blasten) exprimierter Marker etabliert [4]. Zusätzlich zeigt sich, dass LSCs in erster Linie in unreifen Blasten, die keine oder nur wenige Marker reifer Granulozyten oder Makrophagen wie CD64 oder CD11b auf der Oberfläche tragen, vorkommen [5].



