Allergische Kontaktdermatitis (ACD) durch Acrylate in Nagelkosmetik ist ein wachsendes Gesundheitsproblem, das insbesondere durch das Allergen 2-Hydroxyethylmethacrylat (HEMA) ausgelöst wird. Trotz EU-Beschränkungen und Warnhinweispflichten bleibt die Kennzeichnung vieler Produkte unzureichend, was die Risiken für Anwenderinnen erhöht.
Acrylat-haltige Produkte wie Acryl-Nägel, Gel-Nägel oder Gel-Nagellack sind häufige Auslöser allergischer Reaktionen. Eine retrospektive Studie am Amsterdam UMC untersuchte von 2015 bis 2023 die Häufigkeit und klinischen Merkmale von ACD bei 67 Patientinnen, die aufgrund ihrer Symptome mit Pflastertests auf (Meth-)Acrylate untersucht wurden.
Die Ergebnisse zeigen, dass 97 % der Patientinnen positiv auf HEMA reagierten, ein Hauptallergen in der Nagelkosmetik. Weitere häufige Allergene waren Hydroxypropylmethacrylat (92 %) und Ethylenglycoldimethacrylat (84 %). Von den Betroffenen waren 73 % Konsumentinnen, die die Produkte entweder selbst anwendeten oder professionell anwenden ließen, und 27 % waren berufliche Nageldesignerinnen, von denen etwa die Hälfte die Produkte auch privat nutzte. Die am häufigsten betroffenen Körperstellen waren die Finger (79 %) und Hände (40 %) sowie Kopf und Hals (29 %). Neben Hautsymptomen berichteten einige Patientinnen auch über Nagelveränderungen (12 %), Parästhesien (15 %) und in einem Fall über Atemwegssymptome.
Die Produkte, die ACD auslösten, waren vor allem Gel-Nagellack (30 Fälle), Acryl-Nägel (29 Fälle) und Gel-Nägel (20 Fälle). Bei Konsumentinnen traten die ersten Symptome durchschnittlich nach 34 Monaten auf, während bei Nageldesignerinnen eine Sensibilisierung oft bereits nach 24 Monaten auftrat. Allerdings konnten 80 % der Patientinnen eine vollständige Symptomfreiheit erreichen, nachdem sie den erneuten Kontakt mit Acrylat-haltigen Produkten vermieden hatten.
Um die gesundheitlichen Risiken zu minimieren, hat die EU 2020 die Verwendung von HEMA und verwandten Stoffen wie Di-HEMA TMHDC auf den professionellen Gebrauch beschränkt. Solche Produkte müssen zudem Warnhinweise tragen, beispielsweise „Nur für professionelle Nutzung“ oder „Kann eine allergische Reaktion auslösen“. Die Studie zeigt jedoch, dass viele im Handel erhältliche Produkte nicht korrekt gekennzeichnet sind: 35–55 % der Produkte tragen keine entsprechenden Warnhinweise, und auch für Fachleute gedachte Produkte können ohne Einschränkungen von Verbrauchern erworben werden.
Autorin: Julina Pletziger
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