Kardiologie » Herzrhythmusstörungen

»

Erste deutsche AWMF-S3-Leitlinie Vorhofflimmern

EKG-Ausdruck auf einem Tisch mit medizinischen Geräten im Hintergrund

Erste deutsche AWMF-S3-Leitlinie Vorhofflimmern

News

Kardiologie

Herzrhythmusstörungen

mgo medizin

mgo medizin

Autor

2 MIN

Erschienen in: herzmedizin

Kürzlich wurde die erste deutsche AWMF-S3-Leitlinie „Vorhofflimmern“ veröffentlicht. Federführend war die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), das Gremium bestand aus 15 Fachgesellschaften, Institutionen und Patientenvertretungen, darunter die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) und die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).

Anlass für die Erstellung der Leitlinie war die zunehmende Prävalenz von Vorhofflimmern aufgrund der demographischen Entwicklung sowie die große gesundheitsökonomische Bedeutung dieser mit einer hohen Morbidität verbundenen Herzrhythmusstörung, so die Leitlinien-Koordinatoren Prof. Lars Eckardt, Münster, und Prof. Stephan Willems, Hamburg. In Deutschland sind etwa 1,6 Millionen Menschen betroffen.

Risikoadaptiertes Screening

Die Leitlinie propagiert ein ganzheitliches und dabei individuell differenziertes Management von Vorhofflimmern. Der Stellenwert Lebensstil-assoziierter Maßnahmen sowohl in der Primär- als auch in der Sekundärprävention wird unterstrichen, womit der deutlichen Assoziation zwischen Vorhofflimmern und Übergewicht, Hypertonie, Diabetes mellitus, Schlafapnoe und körperlicher Inaktivität Rechnung getragen wird.

Für die Diagnose von Vorhofflimmern wird ein risikoadaptiertes Screening empfohlen. Älteren Menschen (≥75 Jahren) und Personen mit erhöhtem Schlaganfallrisiko soll mindestens einmal mittels EKG nach Vorhofflimmern gecheckt werden.

Im Einklang mit der ESC-Leitlinie aus dem Jahr 2024 wurde der CHA2DS2-VA-Score für die Ermittlung des Schlaganfallrisikos eingeführt. Angesichts der erfahrungsgemäß geringen Adhärenz sollten Patienten in die Entscheidung für oder wider eine orale Antikoagulation zur Schlaganfallprophylaxe aktiv eingebunden werden. Ob Vitamin-K-Antagonisten (VKA) oder direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) eingesetzt werden, soll individuell entschieden werden. In der Praxis kommen zunehmend DOAK zum Einsatz, da sie besser zu handhaben und weniger Blutungen provozieren. Allerdings weisen deutsche Real-World-Daten aus Registern und Beobachtungsstudien darauf hin, dass der Vitamin-K Antagonist Phenprocoumon möglicherweise besser vor kardiovaskulären Ereignissen schützt.

Vorhofflimmern als Kontinuum

In der neuen Leitlinie wird der Einsatz der Katheterablation bei paroxysmalem und persistierendem Vorhofflimmern ebenso wie bei zugrundeliegender Herzinsuffizienz gestärkt. Eine frühe, effektive Rhythmuskontrolle soll bei allen Patient*innen mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern geprüft werden. „Im Gegensatz zur ESC differenzieren wir nicht so strikt zwischen paroxysmalem und persistierendem Vorhofflimmern. Die Übergänge sind fließend“, erklärt Stephan Willems. Personen mit persistierendem Vorhofflimmern sollten nicht generell von der Rhythmuskontrolle ausgeschlossen werden. Eine frühzeitige Katheterablation könne zudem die Progression von paroxysmalem zu persistierendem Vorhofflimmern verhindern.

Quelle: Pressemitteilung herzmedizin.de vom 26. Mai 2025

Bilderquelle: © Lyalya Go – stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Ein Beitrag von

mgo medizin

mgo medizin

Autor

Autor des Beitrags

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Patientin im Krankenhausbett in hellem Zimmer mit Infusion und medizinischem Gerät

155 Studien zum kardiovaskulären Risiko nach Virusinfekten ausgewertet

News

Eine aktuelle Metaanalyse mit einem riesigen Datenpool bestätigt den Zusammenhang zwischen Virusinfekten und kardiovaskulärem Risiko, das akut und auch längerfristig erhöht sein kann.

Kardiologie

Sonstiges

Beitrag lesen
Medizinische Illustration eines menschlichen Herzens mit einem Katheter und einem Ballon zur Darstellung einer Ballondilatation.

Sirolismus-beschichteter Ballonkatheter als Alternative zum Stent

News

Ein medikamentenbeschichteter Ballonkatheter ist bei de-novo-Koronarläsionen eine Alternative zum Stent. Das bestätigt eine jetzt publizierte internationale Studie an mehr als 3.300 Patienten.

Kardiologie

Sonstiges

Beitrag lesen
Medizinische Illustration eines Gehirns mit hervorgehobenen Blutgefäßen und einem roten Punkt, der ein Blutgerinnsel und einen Schlaganfall darstellt.

Immer mehr Schlaganfallpatienten profitieren von Neurovaskulären Netzwerken

News

Das Konzept der Neurovaskulären Netzwerke (NVN) setzt sich bei der Versorgung von Patient*innen mit Schlaganfällen durch. Inzwischen wird fast die Hälfte aller Betroffenen in einem NVN betreut.

Kardiologie

Sonstiges

Beitrag lesen