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Glaukom-Awareness: Mit Vorsorge das Augenlicht erhalten

Älterer Patient bei Gesichtsfelduntersuchung

Glaukom-Awareness: Mit Vorsorge das Augenlicht erhalten

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Erschienen in: CONCEPT Ophthalmologie

Anlässlich der bevorstehenden World Glaucoma Week vom 6.–10. März 2024 machte PD Dr. Dr. Bettina Hohberger, Leiterin der DOG-Sektion Glaukom, bei der AAD-Pressekonferenz auf die Bedeutung regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen aufmerksam. Da Glaukomschäden irreversibel sind, ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend.

Das Glaukom gehört zu den Volkskrankheiten. Bei den 40–80-Jährigen erkranken weltweit ca. 2,5–3,5 Prozent an Glaukom. 6,6 Prozent aller Erblindungen sind glaukombedingt. In Deutschland leben geschätzt knapp 1.00.000 Menschen mit einem diagnostizierten Glaukom. Hochrechnungen gehen davon aus, dass bis zum Jahre 2060 die Häufigkeit von Blindheit und Sehbehinderung durch ein Glaukom deutlich ansteigen wird: Ein derartiger Verlauf müsse jedoch nicht sein, sagte die aus Erlangen zugeschaltete Expertin Hohberger. Je früher man ein Glaukom erkenne, desto früher könne man mit einer Therapie beginnen und damit den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Auf diese Weise werde der Krankheitsverlauf verlangsamt und eine Sehbehinderung bzw. Blindheit durch Glaukom vermieden.

Eine Glaukomerkrankung zeichnet sich durch eine zunehmende Verschlechterung des Gesichtsfelds aus. Diese verläuft meist schmerzlos vom seitlichen Gesichtsfeld aus. Ursächlich dafür ist ein fortschreitender Nervenzellverlust, in dessen Folge sich in späten Stadien der Erkrankung das Gesichtsfeld und in Spätstadien auch die zentrale Sehstärke zunehmend verschlechtert. Der Augeninnendruck, der Hauptrisikofaktor für die Erkrankung, kann, muss jedoch nicht erhöht sein.

„Was weg ist, bleibt weg“ – Sehzellenverlust ist irreparabel

In der Praxis erleben Augenärztinnen und Augenärzte oft, dass die Gesichtsfeldeinschränkungen von Betroffenen lange unbemerkt bleiben. Gründe dafür sind, dass diese Ausfälle im Sehen zu Beginn sehr filigran sind. Über das andere Auge und das Gehirn können sie zu Beginn oft noch gut kompensiert werden, sodass die Schäden in frühen Stadien von den Patienten und Patientinnen mit Glaukom oft unbemerkt bleiben. Machen sich die ersten Beschwerden bemerkbar, ist der Glaukomschaden aber meist schon weiter fortgeschritten. Eine Wiederherstellung der verlorenen Sehnerven und den damit verbundenen Einschränkungen im Gesichtsfeld ist aktuell nicht mehr möglich, bedauerte Hohberger.

Untersuchungen zur Früherkennung wahrnehmen

Die Dunkelziffer der Glaukomfälle ist sehr hoch. Man schätzt, dass mindestens die Hälfte der Betroffenen nichts von ihrer Erkrankung wissen. Da die verlorenen Sehausfälle irreparabel sind, sind eine frühe Diagnose und Therapie so wichtig. Denn rechtzeitig festgestellt, kann der Krankheitsverlauf deutlich verlangsamt werden. Frühzeitig kann ein Glaukom nur durch gezielte Untersuchungen beim Augenarzt bzw. der Augenärztin festgestellt werden.

Bei einem diagnostizierten Glaukom erarbeitet der behandelnde Augenarzt oder Augenärztin ein individuelles Therapiekonzept, das auf das persönliche Krankheitsbild und den jeweiligen Alltag zugeschnitten ist. Mögliche Optionen sind dabei verschiedene Augentropfen, spezielle Laser- oder chirurgische Verfahren.

Welt-Glaukom-Woche – Aufmerksamkeit schaffen

Die Welt-Glaukom-Woche (World Glaucoma Week) macht jährlich im März auf die Volkskrankheit Glaukom aufmerksam. Wie wichtig sind hierbei regelmäßige augenärztliche Untersuchungen, vor allem bei bestimmten Risikogruppen (z.B. ältere Personen, Personen mit Glaukom in der Familie) – auch wenn einige der Untersuchungen noch nicht als Kassenleistung anerkannt sind, ist diese Investition in das eigene Augenlicht gut angelegt, so Hohberger.

Auch die nationale und internationale Studienlage verdeutliche, dass eine frühzeitige Diagnose grundlegend für einen positiven Krankheitsverlauf sei. „Als Augenärzte sollten wir unsere Patientinnen und Patienten dafür sensibilisieren, auf ihr Augenlicht zu achten und sich auch gezielt dafür einzusetzen“, schloss Hohberger.

Referenzen:

  1. https://www.worldglaucomaweek.org/this-is-world-glaucoma-week/, abgerufen am 26.2.2024
  2. Stellungnahme der DOG zur Glaukomfrüherkrankung: https://www.dog.org/wp-content/uploads/2015/11/SN-Glaukom-August-2015.pdf
  3. Bourne RR, Taylor HR, Flaxman SR et al. Number of People Blind or Visu ally Impaired by Glaucoma Worldwide and in World Regions 1990–2010: A Meta-Analysis. PLoS One 2016; 11: e0162229
  4. Dielemans I, Vingerling JR, Wolfs RC et al. The prevalence of primary open-angle glaucoma in a population-based study in The Netherlands. The Rotterdam Study. Ophthalmology 1994; 101: 1851–1855
  5. Hennis A, Wu SY, Nemesure B et al. Awareness of incident open-angle glaucoma in a population study: the Barbados Eye Studies. Ophthalmol ogy 2007; 114: 1816–1821
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  10. Zhang N, Wang J, Li Yet al. Prevalence of primary open angle glaucoma in the last 20 years: a meta-analysis and systematic review. Sci Rep 2021; 11: 13762

Quelle: Pressekonferenz zur AAD am 06.03.2024

Bildquelle: © andrey – stock.adobe.com

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