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Essener Forschungsteam für Arbeit zum Retinoblastom ausgezeichnet

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Erschienen in: CONCEPT Ophthalmologie

Der diesjährige Theodor-Axenfeld-Preis geht an ein Autorenteam um Dr. Tobias Kiefer vom Essener Universitätsklinikum. Im Rahmen einer klinischen Studie hat sich die Forschungsgruppe intensiv mit der intraarteriellen Chemotherapie (IAC) beim Retinoblastom beschäftigt. Die Krebstherapie wird als insgesamt erfolgversprechend bewertet, aber auch auf eine hohe Komplikationsrate hingewiesen.

Das Retinoblastom ist einer der häufigsten bösartigen Tumoren des Augeninneren. In absoluten Zahlen ist die Wucherung, die von den Zellen der Netzhaut ausgeht, dennoch selten: In Deutschland werden pro Jahr nur rund 40 Neuerkrankungen diagnostiziert. Das Retinoblastom macht damit weniger als drei Prozent der im Kindesalter auftretenden Tumorerkrankungen aus. Im Erwachsenenalter sind weltweit nur sehr wenige Fälle beschrieben. Weil die Erkrankung hauptsächlich Kleinkinder unter vier Jahren betrifft, muss jede Therapie nicht nur hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, sondern auch bezüglich ihrer langfristigen Nebenwirkungen besonders kritisch betrachtet werden.

In der prämierten Arbeit hat Erstautor Kiefer gemeinsam mit einem achtköpfigen interdisziplinären Team die Wirksamkeit und Sicherheit der intraarteriellen Chemotherapie (IAC) untersucht. Hierbei wird das Krebsmedikament über einen Katheter gezielt in das Blutgefäß eingebracht, welches das betreffende Auge versorgt. Damit soll die Belastung durch das Chemotherapeutikum für den kindlichen Körper möglichst gering gehalten werden.

Da das Essener Universitätsklinikum als nationales Referenzzentrum für Retinoblastom-Erkrankungen fungiert, konnte Kiefer mit seinen Kolleginnen und Kollegen auf umfangreiche Patientendaten zurückgreifen. Ihre Analyse schloss letztlich 88 vom Retinoblastom betroffene Augen von 79 Kindern ein. Sie waren zwischen 2010 und 2020 in Essen mittels IAC behandelt und im Mittel über drei Jahre hinweg nachbeobachtet worden.

Wie die Auswertung ergab, konnte der Tumor in über 85 Prozent der behandelten Augen zunächst erfolgreich zurückgedrängt werden. Bei etwa 61 Prozent kehrte die Erkrankung auch sechs Monate nach Abschluss der Therapie nicht zurück. Mehr als zwei Drittel der behandelten Augen (rund 68 Prozent) konnten erhalten werden. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass knapp über 30 Prozent der Augen im Verlauf der Therapie wegen unterschiedlicher Gründe entfernt werden mussten.

Hohe Komplikationsrate

Die Autoren weisen auch auf die hohe Komplikationsrate der Therapie hin. Diese sei zum einen auf die aggressive Wirkung des Chemotherapeutikums zurückzuführen. Zum anderen verhinderten Gefäßverschlüsse im Bereich des Auges eine erfolgreiche Behandlung. Hiervon waren fast 41 Prozent der Augen betroffen, bei gut 21 Prozent aller behandelten Augen wurde hierdurch das Sehvermögen zum Teil stark beeinträchtigt.

Die Jury würdigt die Essener Studie als wertvollen Beitrag dazu, das Potenzial der IAC besser beurteilen zu können. „Die Studie … zeigt, dass die IAC eine potente Therapie beim Retinoblastom darstellt, die auch bei fortgeschrittenen und vorbehandelten Befunden sinnvoll eingesetzt werden kann“, heißt es in der Laudatio. Allerdings müsse beachtet werden, dass Komplikationen, die das Sehvermögen beeinträchtigen, nicht selten seien. Auf der Basis dieser Analyse, so die Jury abschließend, könne die Behandlung und Prognose des Retinoblastoms am nationalen Referenzzentrum in Essen weiter verbessert werden.

Der mit 1500 Euro dotierte Preis wird alljährlich auf der Jahrestagung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) im Gedenken an den Augenarzt Theodor Axenfeld (1867-1930) verliehen, den früheren Herausgeber der „Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart). Gewürdigt wird die beste veröffentlichte Originalarbeit des zurückliegenden Jahres.

Literatur: T. Kiefer et al.:Intraarterielle Chemotherapie beim Retinoblastom – erste Erfahrungen eines deutschen Referenzzentrums, Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde 2021; 238 (7); S. 788–796, DOI: 10.1055/a-1508-6194

Quelle: Thieme Group

Bilderquelle: © DOG 2022/Felix Faller

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