Neue Biomarker-Diagnostik im Blut
Nicht in die Aktualisierung der Living Guideline aufgenommen wurden Empfehlungen zu einer möglichen Behandlung mit den in anderen Ländern bereits zugelassenen Antikörpern Lecanemab und Donanemab. Zwar hat das Expertengremium der European Medicine Agency (EMA) die Zulassung von Lecanemab empfohlen, das Zulassungsverfahren ist aber seitens der EU-Kommission noch nicht abgeschlossen, so dass der Wirkstoff noch nicht zur Verfügung steht.
Bezüglich psycho- und soziotherapeutischer Therapieoptionen wurden neue Empfehlungen in die Living Guideline aufgenommen. So wird jetzt eine kognitive Verhaltenstherapie zur Behandlung der Depression auch bei leichter kognitiver Störung empfohlen. Zudem wird in der Aktualisierung neu auch die Musiktherapie vorgeschlagen.
Fokus auf Lebensqualität und Palliativversorgung
„Uns stehen glücklicherweise viele Optionen bereit, Patientinnen und Patienten ganzheitlich zu behandeln und so auch mögliche depressive Symptome bei einer Demenz zu lindern“, erklärt der Psychiater Prof. Dr. Frank Jessen, Ko-Herausgeber der Leitlinie für die DGPPN. „Das kann deutlich zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen“. Auf die Verbesserung der Lebensqualität zielt auch ein gänzlich neues Kapitel der Leitlinie ab. Frank Jessen führt aus: „Erstmals empfehlen wir an Demenz erkrankten Personen und ihren Angehörigen auch Maßnahmen der palliativen Versorgung, um schwerem Leid vorzubeugen und es zu lindern. Dafür sind eine frühzeitige Erkennung, sorgfältige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen und anderen Problemen körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art wichtig.“ Ab wann eine Palliativversorgung in Anspruch genommen werden kann, ist derzeit nicht klar definiert. Aber Psychiater Frank Jessen betont: „Das frühzeitige Sprechen über die palliative Versorgung kann helfen sicherzustellen, dass die Wünsche und Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten berücksichtigt werden.“
Die Leitlinie Demenzen wurde jetzt als Living Guideline turnusgemäß aktualisiert. Die nächste Aktualisierung wird dann in einem Jahr publiziert. Seit 2023 wird die Leitlinie Demenzen nicht mehr ausschließlich als Textdokument veröffentlicht, sondern auch in digitaler Form auf der nicht kommerziellen Plattform MAGICApp. Die digitale Darstellung ermöglicht es allen Interessierten, unmittelbar auf die Leitlinie und jede einzelne Empfehlung zuzugreifen. Auch die Studien, die den Empfehlungen zugrunde liegen, können direkt aus der App aufgerufen werden.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Richard Dodel (Richard.Dodel@uk-essen.de)
Prof. Dr. Frank Jessen (Frank.Jessen@uk-koeln.de)
Quelle: Katja John, Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie undPsychotherapie, Psychosomatik undNervenheilkunde e. V. (DGPPN) (idw)
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