Urologie » Blasenfunktionsstörungen » BPS

»

Sägepalme: Wirkungslos bei Prostatabeschwerden

KI-generierte Illustration von Blättern und Früchten der Sägepalme vor schwarzem Hintergrund.

Sägepalme: Wirkungslos bei Prostatabeschwerden

News

Urologie

Blasenfunktionsstörungen

BPS

mgo medizin

mgo medizin

Autor

3 MIN

Erschienen in: UroForum

Extrakte aus der Frucht der Sägepalme sollen Beschwerden beim Wasserlassen lindern, die in Folge einer gutartig vergrößerten Prostata auftreten können. Ein Cochrane-Team am Universitätsklinikum Düsseldorf hat in einem Update die Studienlage erneut gesichtet. Demnach spricht Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit dafür, dass von dem pflanzlichen Arzneimittel kein spürbarer Effekt zu erwarten ist.

KI-generierte Illustration von Blättern und Früchten der Sägepalme vor schwarzem Hintergrund.
In einem systematischen Review eines Cochrane-Teams erwies sich der Extrakt der Sägepalme als wirkungslos bei Prostatabeschwerden.

Wenn sich die Prostata altersbedingt vergrößert, leiden Männer oft unter häufigem Harndrang und Nachtröpfeln, das Wasserlassen nimmt mehr Zeit in Anspruch. Grund dafür ist der Druck, den die vergrößerte Drüse auf Blase, Harnröhre und Blasenmuskulatur ausübt. Da sich die Blase nicht mehr ganz entleeren lässt, entsteht schon kurze Zeit nach dem Wasserlassen erneut das Gefühl, zur Toilette zu müssen. Das kann Alltagsaktivitäten belasten und den Schlaf stören.

Es gibt verschiedene rezeptfrei erhältliche pflanzliche Mittel, welche die Beschwerden beim Wasserlassen aufgrund einer gutartig vergrößerten Prostata lindern sollen. Dazu zählt auch die Sägepalme, die mit ihrem wissenschaftlichen Namen als Serenoa repens oder dessen Synonym Sabal serrulatum bekannt ist.

27 Studien zu Extrakt aus Sägepalme ausgewertet

In einem Update hat ein Cochrane-Team am Universitätsklinikum Düsseldorf nun die Studienlage zu Mitteln mit Sägepalmenfrucht-Extrakten gesichtet und bewertet. Dafür konnten sie insgesamt 27 Studien (davon 9 neue) mit mehr als 4.600 Teilnehmern auswerten. In 19 Studien wurde S. repens als Einzelmittel mit Placebo vergleichen, in 8 weiteren Studien wurden Sägepalmenextrakte in Kombination mit verschiedenen pflanzlichen Mitteln untersucht. Allerdings war die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für letzteren Vergleich niedrig; zudem bleibt bei Kombinationsmitteln letztlich unklar, welche der enthaltenen Pflanzen einen möglichen positiven Effekt bewirken.

Bei der gemeinsamen Auswertung aller vorliegenden Studien stellten die Cochrane-Forschenden um Juan Franco mit hoher Vertrauenswürdigkeit der Evidenz fest, dass Sägepalmenfruchtextrakt als alleiniges Mittel Prostatabeschwerden nicht oder nicht spürbarer bessert als Placebo (9 Studien, 1.681 Teilnehmer) – und zwar weder kurz- noch langfristig. Auch die Lebensqualität verbesserte sich nicht (5 Studien, 1.001 Teilnehmer). Hinsichtlich des Risikos für unerwünschte Wirkungen ist die Vertrauenswürdigkeit trotz 12 relevanter Studien nur moderat: Auch wenn sich im Studienzeitraum kein Unterschied bei den unerwünschten Wirkungen zwischen den Sägepalmen-Gruppen und den Placebo-Gruppen ergab, ist nicht sicher auszuschließen, dass der Extrakt bei längerer Einnahme auch negative Effekte haben könnte.

„Obwohl die Leitlinien heutzutage selten Sägepalmenfruchtextrakt für Prostatabeschwerden empfehlen, ist dieses Mittel bei Männern mit Symptomatik der unteren Harnwege sehr beliebt“, stellt Erstautor Juan Franco, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Cochrane Metabolic and Endocrine Disorders Group und Facharzt für Allgemeinmedizin fest. Das berge ein leicht zu übersehendes Risiko in sich, so Franco. „Die Einnahme unwirksamer Produkte kann die Inanspruchnahme wirksamer Behandlungsalternativen verzögern.“

Originalpublikation: Franco JVA et al.Serenoa repens for the treatment of lower urinary tract symptoms due to benight prostatic enlargement. Cochrane Database Syst Rev 2023; 6(6): CD001423

Quelle: Cochrane Deutschland (>> zur Pressemitteilung)

Bildquelle:© Oleksandr – stock.adobe.com

Schlagworte zu diesem Beitrag

Ein Beitrag von

mgo medizin

mgo medizin

Autor

Autor des Beitrags

Weitere Beiträge zu diesem Thema

Hand zeigt auf interaktive Datenvisualisierungen und Diagramme auf einem digitalen Bildschirm, Symbol für Datenanalyse und Digitalisierung.

KI-System zur klinischen Entscheidungs­hilfe bei Nierenkoliken

Fachartikel

Angesichts aktueller Herausforderungen im Gesundheitssystem wird der Aufbau moderner, digital unterstützter Versorgungsstrukturen immer wichtiger. Der demografische Wandel erhöht den Bedarf an medizinischer Betreuung, während gleichzeitig immer weniger Hausärzte verfügbar sind und die Patientenzufriedenheit sinkt.

Urologie

Nierenzellkarzinom

Beitrag lesen
Chirurgen bei einer Operation im sterilen Operationssaal unter OP-Lichtern.

Heinzelbecker-Stöckle: Tandem soll Marburger UK retten

Uroskop

2025 ist ein Jahr mit Personalwechseln an den Spitzen der urologischen Universitätskliniken in Deutschland. Marburg, Heidelberg, Homburg- das sind nur einige Schauplätze personeller Wechsel in diesem Jahr. Am interessantesten ist sicher das Dreieck Marburg, Heidelberg, Homburg, das im Mittelpunkt des heutigen Uroskops steht.

Urologie

Beitrag lesen
Stethoskop auf einem Tisch vor einem Regierungsgebäude, Symbol für Gesundheitspolitik und medizinische Versorgung.

Krebsgesellschaft: Reform-Softening gefährdet Krebsversorgung

News

Die Deutsche Krebsgesellschaft warnt vor Abstrichen bei der Qualität der Krebsbehandlung durch das geplante Krankenhausanpassungsgesetz (KHAG), das heute im Bundestag zur ersten Lesung steht. Bei zu vielen Ausnahmeregelungen für die Bundesländer bestehe die Gefahr, dass Krebspatienten  je nach Wohnort nach unterschiedlichen Standards behandelt würden.

Urologie

Berufspolitik

Beitrag lesen