Männer erkranken etwa 2,7-mal häufiger an HPV-bedingten Krebsarten als Frauen; die Mortalität ist gegenüber dem weiblichen Geschlecht um das 2,8-Fache erhöht [1]. Auf Platz eins der HPV-bedingten Krebsarten befindet sich mittlerweile nicht mehr das Zervixkarzinom, sondern das Oropharynxkarzinom, zu dessen Hauptrisikofaktor die Anzahl der Sexualpartner zählt [1]. Eine Prävention mittels HPV-Impfung wäre leicht möglich [1], dennoch hinkt Deutschland gerade an dieser Stelle hinterher [2].

Humane Papillomviren (HPV) sind sexuell übertragbar. Hauptrisikofaktor für das Oropharynxkarzinom ist die Anzahl der Sexualpartner, insbesondere beim Oralsex: Bei Personen mit sechs oder mehr Oralsexpartnern im Leben ist die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung an einem Oropharynxkarzinom 8,6-mal höher als bei Personen, die keinen Oralsex praktizieren [1].
In einer Studie aus dem Vereinigten Königreich mit über 1.000 Probanden gaben 80 % der Erwachsenen an, irgendwann in ihrem Leben Oralsex praktiziert zu haben [3]. Nur ein kleiner Teil dieser Menschen erkrankt später an Speiseröhrenkrebs. Warum dem so ist, ist bislang jedoch unklar. Die vorherrschende Theorie besagt, dass sich die meisten Menschen mit HPV infizieren und in der Lage sind, das Virus vollständig zu bekämpfen. Einer geringen Anzahl von Menschen gelingt dies jedoch nicht, wodurch sich das Virus kontinuierlich vermehren und im Laufe der Zeit in die DNA des Wirts einbauen kann, was zu Krebserkrankungen der Wirtszellen führen kann [2, 3]. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 6.250 Frauen und ca. 1.600 Männer an HPV-bedingten Krebsarten [2], u. a. am Oropharynxkarzinom oder am Gebärmutterhalskrebs.
HPV-Impfung schützt vor Krebs
In vielen Ländern wurden junge Mädchen zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs gegen HPV geimpft. Nun gibt es vermehrt Hinweise darauf, dass die Impfung auch als Prävention von HPV-Infektionen im Mundbereich wirksam ist [3]. Des Weiteren gibt es Hinweise, dass auch Jungen durch „Herdenimmunität“ geschützt sind, wenn die Durchimpfungsrate bei Mädchen hoch ist (über 85 %) [3]. Dies gilt allerdings nur, wenn man innerhalb der erfassten „Herde“ bleibt. Wenn jemand beispielsweise Sex mit einem Partner aus einem Land mit niedriger Durchimpfungsrate hat, ist kein Schutz garantiert. Auch Deutschland hinkt an dieser Stelle noch stark hinterher [2].
HPV-Impfquote in Deutschland niedrig
Im Jahr 2021 waren unter den 14-Jährigen gesetzlich Versicherten lediglich 50,4 % der Mädchen und nur 25,5 % der Jungen vollständig gegen HPV geimpft [2]. 63,3 % der Mädchen und 37,2 % der Jungen haben mindestens eine Impfung erhalten [2]. Erfreulich ist, dass die Impfquoten in den letzten Jahren kontinuierlich anstiegen: 2017 lag die Impfquote der Mädchen noch bei 36,9 % [2].
Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission STIKO die HPV-Impfung für Mädchen, erst seit Juni 2018 auch für Jungen [2]. Die Impfung sollte idealerweise vor Aufnahme erster sexueller Kontakte vorgenommen werden; die STIKO empfiehlt zwei Impfungen im Alter von 9–14 Jahren [2]. Die WHO sieht in ihrer Strategie zur Eliminierung von Zervixkarzinomen eine HPV-Impfquote von 90 % vor [2] – eine Zahl, von der Deutschland noch weit entfernt ist. Mit Initiativen wie der Impfwoche und Infomaterial wollen verschiedene Akteure dem entgegenwirken (zum UroForum-Artikel).
Literatur:
- Gribb JP et al. Human Papilloma Virus (HPV) and the Current State of Oropharyngeal Cancer Prevention and Treatment. Dela J Public Health; 9(1): 26–8
- Zentralinstitut kassenärztliche Versorgung. Grafik des Monats, Januar 2023. (https://www.zi.de/das-zi/medien/grafik-des-monats/detailansicht/januar-2023). Zugegriffen am 04.05.2023
- Mehanna H. Oral sex is now the leading risk factor for throat cancer. (https://theconversation.com/oral-sex-is-now-the-leading-risk-factor-for-throat-cancer-204063). Zugegriffen am 04.05.2023
Theresa Hübner



