Die Universitätsmedizin Leipzig hat gemeinsam mit internationalen Forschern bahnbrechende Ergebnisse im Bereich der Fettgewebeforschung erzielt, die einen wichtigen Schritt in Richtung personalisierter Medizin bei Adipositas darstellen. In einer kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlichten Studie wurden erstmals einzigartige Subpopulationen von Fettzellen identifiziert, die sich in ihrer biologischen Funktion deutlich unterscheiden.
Diese Erkenntnisse sind das Ergebnis einer internationalen Zusammenarbeit unter der Federführung der Ben-Gurion-Universität des Negev in Israel. Durch den Einsatz der innovativen Einzelzell-Sequenzierung konnten die Forscher die komplexe zelluläre Zusammensetzung des menschlichen Fettgewebes detailliert analysieren. Diese Methode ermöglichte es, Tausende von Zellen gleichzeitig zu charakterisieren und dabei bisher unbekannte Subtypen zu identifizieren.
Prof. Dr. Matthias Blüher, Professor für klinische Adipositas an der Universität Leipzig und Mitautor der Studie, erklärt: „Die ‚klassischen‘ Fettzellen sind entscheidend für den Stoffwechsel von Glukose und Fett, während die ‚nicht-klassischen‘ Fettzellen bei Entzündungsprozessen und der Gefäßneubildung eine Rolle spielen.“ Diese dynamischen Übergänge zwischen den Zell-Subtypen sind von großer Bedeutung für das Verständnis der Fettgewebsfunktion und ihrer Fehlregulation bei Adipositas.
Basierend auf der wissenschaftlichen Veröffentlichung wurden umfassende Analysen durchgeführt, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen subkutanem und viszeralem Fettgewebe zu verstehen. Die Forschung ergab, dass klassische Fettzellen vor allem für den Lipidstoffwechsel zuständig sind, während nicht-klassische Fettzellen Funktionen in der Immunantwort, der Gefäßbildung und der extrazellulären Matrix übernehmen. Diese nicht-klassischen Zellen sind besonders in viszeralem Fettgewebe aktiv, das eine höhere Entzündungsneigung aufweist. Die Studie zeigt auch, dass die Differenzierung von Stammzellen zu klassischen Fettzellen über nicht-klassische Zelltypen erfolgt, was darauf hindeutet, dass die klassischen Funktionen durch den Verlust spezialisierter Funktionen entstehen.
Die Studie zeigt auch, dass Entzündungen und Fehlfunktionen des Fettgewebes je nach Fettdepot unterschiedlich ausgeprägt sind. Besonders auffällig sind diese Unterschiede bei innerem Bauchfett und Unterhautfettgewebe. Diese Erkenntnisse könnten zukünftig dazu beitragen, gezielte therapeutische Ansätze zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse von Patienten mit Adipositas abgestimmt sind.
Das Forschungsprojekt wird fortgesetzt, um die krankhaften Veränderungen des Fettgewebes bei Adipositas und Lipödem weiter zu untersuchen. Diese Arbeit könnte den Weg für neue Behandlungsstrategien ebnen und ist ein vielversprechender Schritt hin zu einer personalisierten Medizin, die den individuellen biologischen Gegebenheiten der Patienten Rechnung trägt.
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