In der Behandlung des Typ-1-Diabetes hat in den letzten 20 Jahren die Insulinpumpemtherapie zunehmend an Bedeutung gewonnen: Aktuell benutzen mehr als 60 Prozent aller Kinder und Jugendlichen und etwa 40 Prozent aller Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes eine Insulinpumpe. Während die Zahlen pumpenbehandelter Erwachsener nur allmählich steigen, sind sie im Kinder- und Jugendalter sprunghaft gestiegen. Bei den unter 5-Jährigen werden aktuell mehr als 90 Prozent mit einer Insulinpumpe behandelt.
Nachdem 2016 die CGM-Systeme (kontinuierliche Glukosemessung) auf den Markt kamen, kam es in den folgenden Jahren zu einem Umbruch in die Behandlung von Diabetes Typ 1. Das Zusammenspiel von Glukosesensor und Insulinpumpe in einem AID-System (automatische Insulindosierung) revolutionierte die Diabetestherapie.
Mehr als 30 Prozent der unter 5-Jährigen und knapp 10 Prozent der Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes nutzen heute ein AID-System zur automatischen Insulinabgabe.
Laut den Daten des DPV-Registers ergeben sich für die Nutzenden folgende Vorteile:
- Reduktion der gefährlichen Blutzuckerentgleisungen im oberen Bereich sowie Hypoglykämien
- Automatische Berechnung der Insulindosis mit vorprogrammierbaren Algorithmen für Änderungen in der körperlichen Aktivität
- Hohes Maß an Sicherheit, Entlastung von Angehörigen bei der Therapieüberwachung
- Bessere Stoffwechseleinstellung reduziert das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen, z. B. (Retino-, Nephro- oder Angiopathie).
Davon abgesehen, müssen sich die Betroffenen 24/7 eigenständig um ihre Erkrankung kümmern. Dafür bedarf es intensive Schulungen und eine regelmäßige Nutzung des Equipments.
Demgegenüber stehen Herausforderungen bei der Versorgungslage. Maßnahmen zur Verbesserung könnten sein:
- Regelmäßige Schulungsangebote für das Diabetes-Team und die Betroffenen hinsichtlich der ständig weiterentwickelnden technischen Systeme
- Interoperabilität der unterschiedlichen Software-Lösungen (bisher nicht realisiert)
- Wegfall von Selektivverträgen einzelner Kostenträger mit den Herstellern, um eine individuell passende Therapie zu ermöglichen
- Vertrieb von geeigneten (größeren) AID-Systemen auch für das frühe Kindesalter.
Autorin: Barbara Zielke
Literatur:
- Thomas A: rtCGM- und AID-Systeme für alle – Chance für einen langfristigen Therapieerfolg? Kompendium Diabetes 2024: 47–53
- Gehr B, Gölz S: Automatische Insulinabgabesysteme. Diabetologie und Stoffwechsel 2024: 19(02):113–127
- Prinz N, Holl RW: Aktuelle DPV-Registerdaten zur Versorgungslage von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes. Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2023: 217–227
Bezugsquelle des Textes:
Pressekonferenz Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und Deutsche Gesellschaft für Endokrinolgie (DGE) (online, 17. Juli 2024).
sowie das zugehörige Pressestatement von Prof. Andreas Neu aus Tübingen: „Therapie des Typ-1-Diabetes mit Pumpen und AID-Systemen – Herausforderungen für die Zukunft“
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