Ein regelmäßiger Cannabiskonsum birgt erhebliche Risiken, darunter auch Abhängigkeiten. Die DGPPN fordert deshalb mehr Aufklärung für Beratungs- und Behandlungseinrichtungen. 2025 werden dementsprechend evidenzbasierte Empfehlungen für Diagnostik und Therapie der cannabisbezogenen Störungen in einer neuen S3-Behandlungsleitlinie veröffentlicht. „10 % der regelmäßigen Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten entwickeln eine cannabisbezogene psychische Störung, die zu sozialen, beruflichen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann. Wenn der Cannabiskonsum in der Adoleszenz beginnt, liegt diese Rate bei 17 % und bei 25–50 %, wenn Cannabis täglich konsumiert wird. 50–90 % aller cannabisabhängigen Personen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine weitere psychische Störung“, so Prof. Dr. med. Ursula Havemann-Reinecke zur Problematik.
Die Leiterin des DGPPN-Referats Abhängigkeitserkrankungen weiter: „Unter die cannabisbezogenen Störungen fallen insbesondere das Abhängigkeitssyndrom und das Entzugssyndrom. Zudem ist chronischer Konsum mit kognitiven Einschränkungen, Angstzuständen, Depressionen und einer erhöhten Gefahr psychotischer Störungen verbunden, besonders bei genetisch oder psychisch vorbelasteten Personen und psychosozialem Stress“.
Junge Menschen seien besonders gefährdet, da ihr Gehirn noch in der Entwicklung ist. Regelmäßiger Konsum könne hier das Risiko für bleibende Veränderungen in der Gehirnstruktur erhöhen, was sich negativ auf Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Impulskontrolle auswirke.
Derzeit wird die neue S3-Leitlinie Behandlung Cannabisbezogener Störungen finalisiert, die DGPPN, die Deutsche Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie (DG-Sucht) und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) gemeinsam herausgeben. „Hier werden u.a. motivierende Interventionen, kognitive Verhaltenstherapie (CBT) sowie zusätzlich abstinenzorientiertes Kontingenzmanagement zur Reduktion eines Cannabiskonsums empfohlen. „CBT hilft Betroffenen, den Zusammenhang zwischen ihrem Konsum und den negativen Folgen zu erkennen, alternative Verhaltensweisen zu entwickeln und langfristig abstinent zu bleiben“, so die Expertin. Ein entscheidender Aspekt einer erfolgreichen Behandlung sei die Entstigmatisierung. „Viele Betroffene schämen sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, und zögern deshalb zu lange“. Es sei daher wichtig, klar zu kommunizieren, dass cannabisbezogene Störungen ernstzunehmende Erkrankungen sind, für die es Behandlungsmöglichkeiten gibt.
Elke Engels
Quelle: Pressecafé: Erforschung und Behandlung psychischer Erkrankungen im Rahmen des DGPPN-Kongress in Berlin am 28.11.2024
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