Die Therapie mit chimären Antigenrezeptor-T-Zellen (CAR T-Zelltherapie) hat sich als wirksames therapeutisches Mittel zur Behandlung verschiedener hämatoonkologischer Erkrankungen erwiesen. Insbesondere die Verabreichung einer anti-CD19-gerichteten CAR-T-Zelltherapie ist eine neue Behandlungsoption für Patient*innen mit rezidivierten und/oder refraktären B-Zell-Neoplasien.
Das Oberflächenantigen CD19 spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Autoimmunkrankheiten wie der systemischen Sklerose (SSc), indem es die Funktion der B-Zellen und die Produktion von Autoantikörpern reguliert. Erste Ergebnisse mit der CAR-T-Zelltherapie bei SSc sind viel versprechend, wie die Daten einer Fallserie zeigen.
Sechs Patient*innen mit schwerer, progredienter SSc, bei denen mindestens zwei vorherige Therapien versagt hatten, wurden zwischen April 2022 und November 2023 mit CD19-CAR-T-Zellen behandelt. Nach einer medianen Beobachtung von zwölf Monaten waren alle Patient*innen seit der CAR-T-Zell-Infusion rezidivfrei und erhielten seitdem keine antiinflammatorische Therapie mehr. Es kam zu keinem Fortschreiten der Lungenfibrose sowie des Herz- oder Nierenversagens, und die antifibrotische Therapie musste nicht intensiviert werden. Histologisch normalisierte sich die Hautstruktur bei einer Reduktion der infiltrierenden T-Zellen und einer Depletion der B-Zellen in der Haut. Das mittels Computertomographie (CT) evaluierte Ausmaß einer rezidivierenden interstitiellen Lungenerkrankung, an der alle Patient*innen litten, verbesserte sich im Laufe der Zeit geringfügig, was hauptsächlich auf den Rückgang der Milchglasinfiltrate zurückzuführen war. Die forcierte Vitalkapazität verbesserte sich um durchschnittlich 275 ml. Im 68Ga-FAPI-PET, das aktivierte Fibroblasten anzeigt, war die pulmonale Aufnahme des Markers 7,5 Monate nach der CD19-CAR-T-Behandlung im Median um 34 % gesunken.
Diese Ergebnisse liefern erste Belege dafür, dass sich mit einer anti-CD19-CAR-T-Zelltherapie das Fortschreiten fibrotischer Organmanifestationen unterbrechen, Aktivitätsmessungen auf klinischer und molekularer Ebene reduzieren und eine partielle Erholung der normalen Hautstruktur bei Patient*innen mit schwerer, progredienter SSc induzieren lassen.
Dr. Katrina Recker
Quelle: Müller F et al. Effekte von CD19 CAR-T-Zellen in Patienten mit diffuser systemischer Sklerose. Abstract 12.10.24, DGHO-Tagung 2024
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