Welche Maßnahmen es gibt, trotz einer Krebstherapie ein Kind zu bekommen oder zu einem guten Sexualleben zurückzufinden – darauf gingen die Expertinnen und Experten einer entsprechenden Session ein.
Dr. Christina Justenhoven, Mainz, führte zunächst Daten des Krebsregisters aus, da Diagnose, Therapie und Nachsorge onkologischer Erkrankungen in Deutschland meldepflichtig sind. Somit können diese Daten auch Auswertungen zu klinischen Parametern ermöglichen. So zeigen die Zahlen aus Rheinland-Pfalz, dass vor allem Mammakarzinom-Patientinnen GnRH-Analoga erhalten – im wesentlichen Goserelin und Leuprorelin. Zudem sei der Anteil der Frauen, die eine Anti-Hormontherapie erhält, bei den jüngeren Patientinnen (< 45 Jahre) etwa 8 Prozentpunkte geringer als bei älteren Frauen (> 45 Jahre). Die Dauer der Therapie sei in etwa gleich.
Die Option der Fertilitätsprotektion erläuterte Dr. Norah Emrich, Bonn. Denn: Jede onkologische Patientin und jeder onkologische Patient mit guter Prognose im reproduktiven Alter sollte die Möglichkeit einer Beratung über fertilitätserhaltende Maßnahmen vor gonadotoxischer Therapie erhalten. Zu den infrage kommenden Maßnahmen gehören beim Mann die Kryokonservierung von Hodengewebe oder Spermien und bei der Frau der medikamentöse Ovarschutz mit GnRH-Analoga, die ovarielle Stimulation und Kryokonservierung von Oozyten sowie die Entnahme von Ovargewebe und Kryokonservierung mit Retransplantation.
Auch Prof. Dr. Heribert Kentenich, Berlin, unterstrich die Bedeutung dieser Behandlungsoptionen und verwies dazu auch auf die wichtigen Beratungen der Patientinnen und Patienten durch das FertiPROTEKT Netzwerk e.V.
Endokrine und sexualtherapeutische Nachsorge
Nach einer gonadotoxischen Therapie sollte unbedingt eine endokrine Nachsorge erfolgen, wie Prof. Dr. Ariane Germeyer, Heidelberg, deutlich machte. Das bedeute, dass je nach Situation eine Hormonersatztherapie (HRT) oder eine Kontrazeption gegeben werden sollte. Auch könne die Kryokonservierung von weiteren Eizellen erwogen werden. Und es gelte, die Patientin bei ihrem Kinderwunsch frühzeitig zu unterstützen.
Auch die Sexualität von Patientinnen muss nach einer Krebserkrankung und Therapie oftmals wieder hergestellt werden. Dazu erläuterte Prof. Dr. Annette Hasenburg, Mainz, die multimodale Behandlung möglicher Sexualstörungen. Auch hier sei die Kommunikation der Schlüsselfaktor – inkl. der Ermutigung, über Beschwerden und Ängste, aber auch über Wünsche zu sprechen. Dyspareunien und postmenopausale Symptome müssten therapiert und zu körperlicher Aktivität animiert werden. Zu guter Letzt sollte man als Ärztin und Arzt die eigene Kompetenz verbessern, Sexualität zu adressieren und Probleme therapieren zu können.
Anne Göttenauer
Quelle: Session „Sexual- und Fertilitätsstörungen in der Langzeitbetreuung“, 36. Deutscher Krebskongress 2024, 22. Februar 2024
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