Bei dem mehrheitlich in Südostasien auftretenden Nasopharynxkarzinom rückt, wie bei vielen Krebsentitäten, die Lebensqualität der Betroffenen auch während der Therapie in den Fokus. Die richtige Balance zwischen Krankheitsmanagement und Toxizität muss gefunden werden. Das individuelle Risikoprofil der Betroffenen ist ein entscheidender Faktor bei der Therapieentscheidung.
Drei Studien zur risikoadaptierten Behandlung des NPC wurden in der Oral Abstract Session bei der ASCO-Jahrestagung vorgestellt. Wichtig ist es im Kontext der vorgestellten Daten, die genaue Definition von niedrigem Risiko, bei den verschiedenen Studien zu betrachten.
Radiotherapie versus Radiochemotherapie
Die erste Studie verglich die intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) allein mit einer Radiochemotherapie. Das Ziel der Studie war es nachzuweisen, dass die IMRT der Radiochemotherapie in einer Gruppe von Betroffenen mit niedrigem Risiko nicht unterlegen ist. Vor allem bei Betroffenen mit einem niedrigen Risiko ist der Erhalt der Lebensqualität von großer Bedeutung. Die Studie konnte zeigen, dass IMRT allein, bezogen auf das Überleben und die Krankheitskontrolle, nicht weniger effektiv ist als eine Radiochemotherapie. Gleichzeitig war die Toxizität reduziert und die Lebensqualität der Betroffenen besser. Dr. Ma, Guangzhou China, betonte, dass die IMRT allein bei Betroffenen mit Niedrigrisiko NPC basierend auf den Daten der Studie eine valide Therapieoption ist.
Zusatznutzen von Nimotuzumab
Die zweite vorgestellte Studie hat die Radiochemotherapie mit einer Therapie bestehend aus Radiochemotherapie und Nimotuzumab, einem EGFR-Antikörper, verglichen. EGFR wird stark exprimiert in NPCs und ist ein essentieller Faktor bei der Prognose für Betroffene. Ziel der Studie war zu belegen, dass die Kombinationstherapie mit Nimotuzumab klinisch effektiv ist, das Langzeitüberleben sichert und dabei ein günstiges Sicherheitsprofil hat. Durchgeführt wurde die Studie mit Betroffenen, die ein lokal fortgeschrittenes NPC hatten. Die Daten der placebokontrollierten Studie zeigen tatsächlich ein um 12,6 % verbessertes Gesamtüberleben. Damit führt die zusätzliche Therapie mit Nimotuzumab zu einer Reduzierung des Risikos um 36 %. Die Therapie zeigt in der Behandlung der Betroffenen mit geringem Risiko eine hohe Effektivität. Dr. Sun, Peking, hebt zum Ende der Präsentation noch einmal das in der Studie gezeigte gute Sicherheitsprofil der Kombinationstherapie hervor.
Geringere Strahlendosis bei niedrigerem Risiko?
Die dritte Studie zum Thema NPC wurde ebenfalls in China durchgeführt. Die Prämisse der Studie war es die Toxizität der Radiotherapie durch eine Dosisverminderung zu reduzieren und gleichzeitig das Überleben ebenso gut zu sichern, wie es bei der Standarddosis der Fall ist. Entscheiden bei der Studie war der individualisierte Ansatz. Die Behandlungsgruppe hing von biologischen Faktoren der Betroffenen ab. Die Betroffenen wurden auf ihr EBV-DNA-Level gescreent und erhielten eine Induktionschemotherapie. Anhand der EBV-Daten und der Radiosensitivität wurden die Teilnehmenden in die 60 Gy oder 70 Gy Gruppe eingeordnet. Ziel war es zu überprüfen ob die geringere Strahlendosis der höheren Dosis bei verschiedenen Outcomes unterlegen ist. Tatsächlich zeigen die Daten, dass die niedrigere Dosis in dem ausgewählten Betroffenenkollektiv ein günstiges Überlebens- und Nebenwirkungsprofil hat.
Fazit
Die drei vorgestellten Studien zum NPC zeigen, dass für die Optimierung der Behandlung verschiedene Optionen zur Verfügung stehen. Die Hinzunahme zielgerichteter Therapien, die Anpassung der Therapiedosis oder sogar das Weglassen bestimmter Therapien in Gewissen Betroffenenkollektiven. All das sind Schritte weg von einem „one size fits all“-Modell hin zu einer individualisierten Präzisionsonkologie. Aktuell stehen wir noch am Anfang dieses Wandels bei dem Biomarker und ihre biologische Funktion eine entscheidende Rolle spielen werden.
Quelle: ASCO Annual Meeting 2022; Oral Abstract Session „ On the Nose: Risk-Tailored Therapy for Nasopharyngeal Carcinoma”, 3. Juni 2022, ASCO-Abstracts #6000, #6001 und #6002
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